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Pressestimmen zur Ergreifung Radovan Karadzic'

©EPA
Die Presse in Europa beschäftigt sich auch am Donnerstag mit der Festnahme eines der meistgesuchten mutmaßlichen Kriegsverbrecher der Welt, dem früheren politischen Führer der bosnischen Serben, Radovan Karadzic:

“La Repubblica” (Rom):

“Die Umstände der Geschichte – der Geschichte! – und damit sowohl die Komplizenschaft als auch die Feigheit der Großen dieser Erde waren es, die Radovan Karadzic in den Rang der großen Mörder des vergangenen Jahrhunderts befördert haben. Das lange Abenteuer dieses lächerlichen Mannes, der endlich auf die Anklagebank kommt, führt jetzt zu der Versuchung, zu mystifizieren und zu bagatellisieren. Man konnte das bereits in mehreren Kommentaren in den Tagen nach der Festnahme des Radovan Karadzic lesen. Wenn die Niedertracht und das Blut überlaufen, dann sucht man bei den kleinen Männern, die aus der Gelegenheit heraus zu großen Mördern geworden sind, irgendwie nach Größe, einer teuflischen Faszination, nach Vorherbestimmung.”

“ABC” (Madrid):

“Angesichts der Umstände der Verhaftung scheint es klar zu sein, dass Karadzic in den vergangenen 13 Jahren den Schutz des serbischen Geheimdienstes genossen hat. Dass er nur zwei Wochen nach dem Abtritt (Vojislav) Kostunicas als (serbischer) Regierungschef gefunden wurde, lässt diesbezüglich einen Zusammenhang vermuten. Nach dem Albtraum des Nationalismus unter Slobodan Milosevic, der das Land an den Rand des Abgrunds geführt hat, scheint nun in Serbien ein Wandel stattzufinden, der in die richtige Richtung führt: Das endgültige und erwartete Wiedertreffen mit dem Rest Europas. In Zukunft wird es vielleicht nötig sein, dass die Serben erfahren, wer diesen Augenblick so sinnlos verzögert und sie in ihrer derzeitigen Isolierung gehalten hat.”

“Le Telegramme” (Brest):

“Mit der Festnahme des ultra-nationalistischen bosnischen Serben Radovan Karadzic (…) hat die internationale Justiz erneut gepunktet. Wir erinnern uns noch an die Saga Pinochet, der verfolgt und im Oktober 1998 in London festgenommen wurde – aufgrund eines Haftbefehls des spanischen Richters Baltasar Garzon. (…) In Ruanda wurde die Wahrheit über den Auslöser des Völkermordes nach den Konflikten zwischen Tutsis und Hutus teilweise von dem internationalen Gerichtshof enthüllt, der in Arusha tagte. Von nun an hat die Justiz keine Grenzen mehr und ein Internationaler Gerichtshof kann nach Belieben Ermittlungen führen.”

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