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Pressestimmen zu Obamas Irak- und Afghanistan-Plänen

Die jüngsten Wahlkampf-Besuche des demokratischen US-Präsidentschaftskandidaten Barack Obama im Irak und in Afghanistan sind Gegenstand internationaler Pressekommentare.

“The Times” (London):

“Eine Entscheidung über einen Rückzug der Koalitionstruppen aus dem Irak ist letztendlich eine Entscheidung der souveränen irakischen Regierung. (…) Einen Zeitraum für einen Rückzug im Voraus zu nennen, birgt viele Gefahren. Es würde den Aufständischen signalisieren, dass sie bald wieder in der Lage sein werden, Chaos zu verbreiten. Die Mission Amerikas wird erst dann beendet sein, wenn die Iraker bereit sind, die volle Verantwortung für ihre eigene Sicherheit zu übernehmen.”


“Neue Zürcher Zeitung” (NZZ):

“Obama bemüht sich, die Gefahr zu vermeiden, sich im Ausland aufzuführen, als wäre er bereits Präsident. Seine Wahlstrategen legen das Gewicht nicht auf Reden und Interviews, sondern auf Bilder ihres Kandidaten mit ausländischen Würdenträgern und mit amerikanischen Soldaten im Fronteinsatz. Obama hofft, (seinem republikanischen Konkurrenten John) McCain dort das Wasser abzugraben, wo dieser stark wirkt: als Außen- und Sicherheitspolitiker. Laut Umfragen vertrauen in dieser Hinsicht mehr Wählerinnen und Wähler dem Republikaner. Hingegen ist es Obama, nicht McCain, der als geeignet erscheint, das schlecht gewordene Image der Vereinigten Staaten im Ausland zu verbessern.”


“La Repubblica” (Rom):

“Diese Reise des Barack Obama stimmt die amerikanischen Republikaner ziemlich verdrießlich, wird der demokratische Kandidat auf seinem ersten Auslandstrip von den amerikanischen Medien doch praktisch wie ein bereits gewählter Präsident verfolgt. (…) Alle wichtigen amerikanischen Fernsehsender senden schon Interviews mit ihm. Sein republikanischer Gegner wird unterdessen oftmals ignoriert.”


“die tageszeitung” (taz) (Berlin):

“Obama ist das Alphatier, an dem sich nicht nur die Medien abarbeiten, sondern auch John McCain. Obwohl wesentlich erfahrener in der Frage, wie sich politische Konzepte und Ideen in Washington tatsächlich umsetzen lassen, hat McCain es nicht geschafft, sich auch nur bei einem einzigen der Kernthemen dieses Wahlkampfs als Meinungsführer durchzusetzen. Nur: Wer die Dynamiken von US-Wahlkämpfen kennt, dem kann beim jetzigen Stand angst und bange werden. Obamas aktuelle Omnipräsenz kann zum Überdruss führen.”


“Luxemburger Wort”:

“George W. Bushs Nachfolger wird mit der Gewissheit in das Weiße Haus einziehen, dass die Iraker nach der Überwindung der Saddam-Diktatur die schlimmsten Jahre hinter sich haben. US-Truppen werden zwar auch mittelfristig an Euphrat und Tigris bleiben, aber in geringerer Stärke und lediglich als passive Absicherer der progressiv anlaufenden Ölförderung. Sowohl Obama als auch McCain wissen, dass Afghanistan zum neuen Kriegsschauplatz des internationalen Terrorismus gegen die Präsenz des Westens im Nahen und Mittleren Osten geworden ist. (…) Bush musste fünf Jahre lang die US-Amerikaner von der Stabilisierung des Irak überzeugen. Seinen Nachfolger erwartet die heikle Aufgabe, ein Auseinandergleiten der NATO über den Afghanistan-Einsatz zu verhindern.”


“Neue Presse” (Hannover):

“Es ist an der Zeit, dass die übermenschlichen Erwartungen an ihn (Obama) massiv nach unten geschraubt werden. Noch ist er kaum mehr als ein Novize der Weltpolitik. Mit seinen Reiseplänen hat er Berlin, Paris und London bereits kräftig irritiert. Europa kennt er nur aus dem Fernsehen, und ob etwa seine Abzugspläne für den Irak der goldene Weg sind, muss sich noch zeigen. Obama in den Himmel zu heben, führt nur zu Enttäuschungen und schadet letztlich auch dem Kandidaten, der ja tatsächlich das Zeug dazu haben könnte, die Rolle der USA in der Welt in einer Ära nach Bush entscheidend zu verändern.”

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