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Pressestimmen zu den Madrid-Anschlägen

Internationale Pressestimmen zu den Anschlägen in Madrid. Von der  "Washington Post" (Amerika leidet nicht allein) über die "New York Times" ( Jetzt sind wir alle Madrilenen) bis zum  "Le Figaro"  .

Die amerikanische Tageszeitung „Washington Post” meint am Freitag zu den Terroranschlägen in Spanien:

“(Der spanische Ministerpräsident) Aznar hat so viel wie kaum ein anderer ausländischer Führer getan, um in den vergangenen zwei Jahren die Kampagne von Präsident Bush gegen El Kaida und Saddam Hussein zu unterstützen. (…) Die Terroristen, die gestern zugeschlagen haben – egal ob von ETA oder El Kaida – wollten zweifellos Aznar für seine Entschlossenheit bestrafen und die Spanier dazu bewegen, sich von seiner Politik abzuwenden. (…) Die frühen Zeichen aber deuten darauf hin, dass das Verbrechen europaweit eher Unterstützung für Spanien (…) nach sich zieht. (…) Der Horror von Madrid bestätigt nur, dass eine breite und entschlossene Allianz die einzige Antwort auf Terrorismus ist. Es erinnert uns daran, dass die USA weder alleine kämpfen, noch alleine leiden.”

Die „New York Times”:

„Die terroristischen Attacken gestern in Madrid waren ein ungeheuerliches Verbrechen gegen die unschuldige Menschlichkeit. Sie waren zugleich eine Erinnerung, dass Terrorismus eine weltweite Bedrohung und seine Bekämpfung nicht allein Amerikas Problem ist. Die Bekämpfung des Terrorismus bedarf tatsächlich der größtmöglichen internationalen Kooperation, speziell zwischen den Geheimdiensten, bei der Durchsetzung von Gesetzen und beim Aufspüren von Finanzen der Terroristen. (…) In einer Zeit wie dieser scheinen trans-atlantische Zankereien über die Natur der terroristischen Bedrohung, und wie sie am besten zu bekämpfen ist, tragisch fehl am Platz. Terrorismus bedroht uns alle, überall, jeden Morgen. Terroristen respektieren keine nationalen Grenzen, politischen Systeme, Ideologien oder Religionen. Der Kampf gegen sie muss daher genauso multinational sein. Jetzt sind wir alle Madrilenen.”

Die konservative britische Zeitung „The Daily Telegraph” (London) schreibt:

„Der Terror scheint nach Westeuropa gekommen zu sein. Was britische Sicherheitsdienste bereits als praktisch unvermeidbar betrachteten, ist geschehen: Es hat einen spektakulären Terroranschlag in der Hauptstadt einer benachbarten Demokratie gegeben. Die spanische Regierung war schnell dabei, die ETA dafür verantwortlich zu machen, trotz kategorischer Dementis der Sprecher dieser Organisation. Nach seiner Unterstützung für die US-Politik im Irak mag der spanische Ministerpräsident Jose Maria Aznar nun den Vorwurf fürchten, sein Land dem Risiko islamischer Terroristen preisgegeben zu haben. Die Warnung für liberale demokratische Gesellschaften ist auf jeden Fall klar: Die Latte für Terroraktionen liegt dramatisch höher. Wie George W. Bush und Tony Blair schon gesagt haben, hat der 11. September die Welt wahrlich verändert. Wir sind jetzt nur noch so sicher wie wir wachsam sind.”

Die linksgerichtete Pariser „Libération”::

„Das Ausmaß des Anschlags von Madrid entspricht eher dem, was wir von El Kaida kennen, als dem Vorgehen der spanischen Terrororganisation – für die diese Taten ein wahrhaft qualitativer Sprung zum Schlimmsten wären. Aber noch bevor die Schuldigen identifiziert sind, ist eines schon sicher: Das Blutbad von Madrid wird die Beliebtheit jener stärken, die sich den Kampf gegen den Terrorismus auf ihre Fahnen geschrieben haben.”

Die konservative französische Tageszeitung „Le Figaro”:

„Sollte es sich herausstellen, dass die Attentate vom Donnerstag in Madrid auf das Konto der baskischen Terrororganisation ETA gehen, dann kann Spanien mit Recht von Frankreich eine entschiedenere Unterstützung im Kampf gegen diese Gruppe erwarten. Falls es El Kaida war, macht das die Zusammenarbeit der beiden Länder nicht weniger notwendig. Denn gegen den Terror, aus welcher Ecke er auch kommt, müssen alle mobil machen. Dabei ist es am beunruhigendsten, nicht zu wissen, wer denn der Feind ist, der derartiges Grauen verbreitet.

„Die Turiner Tageszeitung „La Stampa”:

“(Der spanische Ministerpräsident Jose Maria) Aznar hat alles getan, um nicht daran zu glauben, derart groß war der Schreck, den die Vorstellung eines islamischen 11. Septembers in Europa ausgelöst hat, am Vorabend der Wahlen am Sonntag: Denn die ETA vereint die Spanier rund um die Regierenden, während El Kaida und der Irak sie von ihnen entfernen. (…) Aber die Bilder, die man gesehen hat, dieser Donnerstag des Todes sieht ganz so aus, als wäre es ein 11. September nicht nur für Spanien, sondern für ganz Europa. Es ist ein 11. September, der den Ozean überquert und sich bei uns zu Hause niederlässt.”

Die niederländische sozialdemokratisch orientierte „Volkskrant”:

„Seit dem 11. September 2001 bestimmen Terrorgruppen wie die ETA nicht mehr das Erscheinungsbild des Terrorismus in der Welt. Die baskischen Anschläge werden weit überschattet durch apokalyptische Verbrechen wie jene in Riad, Casablanca, Istanbul sowie Bagdad und Umgebung, vom 11. September selbst ganz zu schweigen. Um Gehör zu finden, reichen ETA-Aktionen wie die Ermordung eines Richters oder die vorher angekündigte Sprengung eines Strandhotels nicht mehr aus, so grausam dies auch ist. Wenn man die eigene Anhängerschaft radikalisieren und potenzielle neue Attentäter rekrutieren will, muss man schon besondere mörderische Aktionen zeigen. So zeigt man im 21. Jahrhundert, was man als Terrorbewegung wert ist. El Kaida setzt die Norm.”

“Corriere della Sera”:

Bei der Madrider Anschlagsserie könnten die baskische ETA und die El Kaida zusammengearbeitet haben, schreibt die Mailänder Tageszeitung „Corriere della Sera”: „Zu den vielen möglichen Hypothesen zählt jene einer gemeinsamen Operation von ETA und El Kaida. Das ist nicht unvorstellbar. Wir wissen, dass die Roten Brigaden Kontakte zu den Palästinensern unterhielten, und dass (der libysche Revolutionsführer) Gaddafi den irischen Terror finanziell unterstützte. Es ist daher nicht auszuschließen, dass sich zwei Feinde Spaniens auf eine Operation geeinigt haben, die aus unterschiedlichen Gründen den Zielen beider entspricht.”

Die liberale schwedische Tageszeitung „Dagens Nyheter” (Stockholm) meint:

„Die Bomben in den Zügen in Madrid haben mehr Opfer gekostet als irgendein anderer Terroranschlag in Europa. Die Zahl der Toten und Verletzten führt die Gedanken zum Angriff auf das World Trade Center und das Pentagon am 11. September 2001. (….) Es stellt sich die beunruhigende Frage, ob die Welt eine Terroristen-Internationale bekommt. Könnte es sein, dass Menschen mit unterschiedlichen Zielen, aber Terroranschlägen als gemeinsamem Nenner einander mit Wissen, Technik und Material beistehen? Es wäre nicht das erste Mal. In den siebziger Jahren führten die Baader-Meinhof-Gruppe in Deutschland, der Schwarze September in München und die Roten Brigaden in Italien Gewalakte aus, als es persönliche Verbindungen, taktische Absprachen und geheime Verbindungen zu Geheimdiensten in Schurkenstaaten gab.”

Die größte finnische Tageszeitung „Helsingin Sanomat” schreibt zu den verheerenden Anschlägen in Madrid:

„Die Explosion von zehn Bomben in der Hauptstadt eines großen EU-Staates zeigt, dass der Terrorismus überall eine echte und ernst zu nehmende Bedrohung ist. Der Terror schlug erneut auch gegen die Demokratie zu. Der anklagende Zeigefinger der spanischen Behörden richtete sich in einer ersten Reaktion auf die für die Unabhängigkeit des Baskenlandes kämpfende Organisation ETA, die schon früher sowohl im Baskenland als auch anderswo in Spanien brutalen Terror verübt hat (…). Die zweite Möglichkeit ist der islamistische Terror, weil der scheidende spanische Ministerpräsident José Maria Aznar als fester Verbündeter der USA im Irakkrieg auftrat.”

Und die „Berner Zeitung” schreibt:

Das Massaker in Madrid ist ein tragischer Beleg dafür, dass es gegen Terroranschläge keinen zuverlässigen Schutz gibt. Sicherheitsexperten warnen schon lange davor, dass Terroristen zunehmend dazu neigen könnten, einfach zu attackierende Objekte zu wählen. Flugzeuge zu entführen oder Politiker zu ermorden ist angesichts steigender Schutzmaßnahmen zweifellos schwieriger geworden. Deswegen tauchen in den Strategiepapieren der Terroristen aller Welt immer öfter Hotels, Züge, Passagierschiffe oder Einkaufszentren als potenzielle Ziele auf.”

Die luxemburgische Zeitung „Luxemburger Wort”:

„Unabhängig davon jedoch, wer die Verantwortung für diese Taten trägt, verdeutlich diese Anschlagsserie im gar nicht so fernen Spanien, wie allgegenwärtig heute die Bedrohung durch den Terrorismus ist: Ein Anschlag kann heute fast jeden, jederzeit und überall auf der Welt treffen. In seiner mörderischen Wahllosigkeit ist dieser Terror nihilistisch. Der Tod von Zivilisten, selbst Kindern, wird nicht nur in Kauf genommen, vielmehr sind sie das eigentliche Ziel. Der in Westeuropa weitgehend überwunden geglaubte Terrorismus hat sich gestern dramatisch zurückgemeldet.”

Die konservative polnische Zeitung „Rzeczpospolita”:

„Explosionslärm, Rauch, blutige Gesichter voller Schmerz und Schrecken – die Bilder aus Madrid erinnern an die Anschläge von Amerika. Tatsächlich werden die Toten diesmal in Hunderten und nicht in Tausenden gezählt, aber einen so blutigen Anschlag gab es im modernen Europa bisher nicht. (…) Den Familien der Opfer der Anschläge mag es einerlei sein, ob ihre Angehörigen durch die Verbrecher von ETA oder El Kaida starben. Uns ist es nicht egal. Ein Anschlag der ETA – so zynisch das klingt – kann als inneres Problem Spaniens betrachtet werden. Ein Anschlag von El Kaida ist etwas anderes. Auf der Trasse eines „Zuges des Todes” kann sich auch Polen befinden.”

 

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