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Prekäre Lage: Frauen gehen häufiger nach Trennung pleite als Männer

Nach einer Trennung bleiben Frauen öfter mit großen finanziellen Problemen zurück
Nach einer Trennung bleiben Frauen öfter mit großen finanziellen Problemen zurück ©Pixabay (Sujet)
Frauen, die eine Trennung erleben, rutschen damit oftmals in eine Schuldenfalle, aus der sie kaum herauskommen. Anlässlich des Frauentags weisen Schuldenberatungen auf die prekäre Lage vieler Frauen rund um die Finanzen hin.
Schulden durch Coronakrise

Die Schuldenberatungen fordern sozialpolitische Maßnahmen, um Frauen besser vor Armut, Überschuldung und finanzieller Abhängigkeit in der Partnerschaft zu schützen. Voriges Jahr wurden österreichweit 21.000 Frauen von Schuldenberatungen unterstützt. Im Durchschnitt hatten sie 48.000 Euro Schulden.

2021 gingen 2.700 Frauen in Privatkonkurs

Fast 2.700 Frauen gingen voriges Jahr insgesamt in Privatkonkurs. Frauen gehen beispielsweise öfter nach einer Trennung Pleite als Männer.

Anlageinformationen seien zwar für finanziell bessergestellte Frauen wichtig, grundsätzliche Probleme fänden sich aber eine Ebene darunter, argumentierte die Chefin der Schuldnerberatung Vorarlberg, Simone Strehle-Hechenberger, im Vorfeld des Frauentags (8.3.) in einer Aussendung. "Wer nicht genug zum Leben hat, kann sich keine Gedanken über Vorsorge machen." Es sei daher "zynisch, für Finanzbildung bei Frauen vorrangig im Sinne von Anlageinformationen zu plädieren".

Wenn nur das Existenzminimum zur Verfügung steht: Problemkette

Ein Drittel der Frauen, die 2021 zum ersten Mal in die Schuldenberatung kamen, hatte höchstens das Existenzminimum zur Verfügung. Ebenfalls ein Drittel war arbeitslos. Die Hälfte der erstberatenen Klientinnen hatte als höchste abgeschlossene Ausbildung einen Pflichtschulabschluss. "Diese Daten zeigen die Problemkette zwischen Ausbildung, Arbeit, Einkommen und Schulden auf", so die Schuldenberatung.

Faktoren für die Überschuldung

Bei den Gründen für die Überschuldung kämen meist mehrere Faktoren zusammen. Unterschiede zwischen Männern und Frauen werden in verschiedenen Bereichen ersichtlich, so die Schuldenberatung auf Basis ihrer Befragungen. Die Top Drei der Überschuldungsgründe bei Frauen sind demnach Arbeitslosigkeit und Einkommensverschlechterung mit 33 Prozent (Männer 32 Prozent), Umgang mit Geld mit 24 Prozent (Männer 21 Prozent) und Scheidung oder Trennung mit 17 Prozent (Männer 11 Prozent). "Ob Frauen tatsächlich einen schlechteren Umgang mit Geld als Männer haben, oder diese Frage tendenziell ehrlicher beantwortet haben, sei dahingestellt", hieß es in der Aussendung.

Bürgschaften werden bei Trennung zum Riesenproblem

Dass Trennungen Frauen finanziell stärker zusetzen als Männern, wird auch im Überschuldungsgrund Bürgschaften deutlich. Sie wurden von Frauen mit 11 Prozent fast viermal so häufig genannt wie von Männern (3 Prozent). "Die Frau haftet oftmals für einen aufgenommenen Kredit des Mannes als Bürgin mit, auch wenn der Kredit ihre finanziellen Möglichkeiten weit übersteigt", so Strehle-Hechenberger. Gehe die Beziehung in die Brüche, bleibe die Haftung mit allen Konsequenzen bestehen.

Automatisches Pensionssplitting: Gesetzesregelung würde Frauen absichern

Die geschlechtsspezifischen Unterschiede zeigten, wie wichtig ein gesetzgeberischer Fokus auf die wirtschaftliche Situation von Frauen sei. Eine gesetzliche Regelung für ein automatisches Pensionssplitting während der Zeiten der Kinderbetreuung würde Frauen finanziell stärker absichern, so die Schuldenberaterinnen und -berater. Die 2005 geschaffene freiwillige Möglichkeit dazu werde kaum genützt und erreicht meist gerade jene nicht, die es am nötigsten brauchten.

Auch eine Anhebung des Mindestlohns würde Frauen in traditionell schlechter bezahlten Jobs stärken. Um das Problem mit Bürgschaften zu lösen, fordern Schuldenberatungen schon seit langem, dass eine Mithaftung oder Bürgschaft nur im Rahmen der persönlichen Bonität zulässig sein darf. Einkommenslose Haushaltsangehörige dürften keinesfalls dazu herangezogen werden.

(APA/Red)

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