Präsidentengattin verurteilt
Wir kamen zu dieser Akte wie die Jungfrau zum Kind”, umschreibt Staatsanwalt Franz Pflanzner die Umstände, die das betreffende Finanzstrafverfahren auslösten. Im April tauchten in einem arbeitsgerichtlichen Prozess zwischen dem Fußballclub und dem Extrainer Rainer Hörgl dubiose Zahlungen auf. Schwarzgeld bei Schwarz Weiß Bregenz? Kurz darauf folgten Hausdurchsuchungen. Kartonweise wurden Unterlagen zur Staatsanwaltschaft transportiert. Zumindest zum Teil konnte nun geklärt werden woher die Finanzspritzen” stammten. Ein Teil stammte tatsächlich aus unversteuerten Geldern, die im Ausland in Wertpapieren angelegt worden waren. Doch nicht von der Vereinsspitze persönlich, sondern von der Ehefrau des SW-Präsidenten Hans Grill, Herlinde Grill. 365.000 Euro entgingen dem Fiskus dadurch an Einkommenssteuern.
Aus Treue unterstützte meine Mandantin die Liebe ihres Mannes zum Fußball”, erklärte der Verteidiger die Hintergründe der Steuerhinterziehung. Die heutige Pensionistin arbeitete einst in einem internationalen Unternehmen und legte ihr Einkommen gewinnbringend im Ausland an, die Erträge wanderten unversteuert in die Vereinskasse. In welcher Höhe genau, wurde geschätzt. Angeklagt war nur der Zeitraum von 1996 bis 2000. Was davor war, ist verjährt. Der Schadensbetrag danach wurde vom Finanzamt geschätzt, da die Angeklagte ihre Provisionsbelege vernichtet hatte.
Steuerschuld bezahlt
Der Schöffensenat sprach die bisher Unbescholtene wegen Abgabenhinterziehung nach dem Finanzstrafgesetz schuldig und verurteilte sie zu einer Geldstrafe von 200.000 Euro. 50.000 Euro davon unbedingt. Den Schaden hat Herlinde Grill längst gut gemacht, die 365.000 Euro dem Finanzamt bezahlt. Mildernd wirkte sich aus, dass sich die Angeklagte von Anfang an geständig zeigte. Ohne diese mildernden Umstände hätte sie mit einer Geldstrafe bis zu 730.000 Euro rechnen müssen. Das Urteil ist rechtskräftig.
Brisant: Noch völlig offen bleibt, wie es in der Steuerakte SW Bregenz” weitergeht, derzeit wird noch ermittelt. Anklage wurde bislang gegen die Vereinsführung noch keine erhoben.