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Powell äußerte Zweifel

US-Außenminister Colin Powell hat am Samstag erstmals eingeräumt, dass der Irak vor dem Krieg möglicherweise keine Massenvernichtungswaffen mehr besessen hat.

Auf Aussagen des zurückgetretenen US-Waffeninspektors David Kay angesprochen, sagte Powell: „Wir wissen es noch nicht“. Die Anschläge auf die Besatzungstruppen und die von ihnen eingerichtete Zivilverwaltung gingen unterdessen weiter. Am Samstag kamen dabei neun Menschen ums Leben, darunter fünf US-Soldaten.

Der US-Außenminister erklärte auf dem Weg nach Tiflis, wo er an der Vereidigung des neuen georgischen Präsidenten Michail Saakaschwili teilnehmen wird, es habe etliche Fragen gegeben, die beantwortet werden müssten, vor allem, um welche Stoffe und welche Mengen es sich gehandelt habe. Die US-Regierung von Präsident George Bush hatte den Irak-Krieg vor allem mit der Existenz von Massenvernichtungswaffen im Irak begründet.

Der Sprecher des Weißen Hauses, Scott McClellan, hatte noch am Freitag erklärt, Washington halte an der Aussage fest, dass der Irak zum Zeitpunkt des Krieges Massenvernichtungswaffen besessen habe. Es sei lediglich eine Frage der Zeit, bis diese gefunden seien. Kay ist nach monatelanger ergebnisloser Suche nach vermuteten Massenvernichtungswaffen zurückgetreten.

Zu seinem Nachfolger ernannte der amerikanische Geheimdienst CIA den früheren UNO-Waffeninspektor Charles Duelfer. Dieser hatte sich erst kürzlich äußerst skeptisch zu den Erfolgschancen der Suche geäußert. Auch Kay soll nach US-Medienberichten vom Samstag inzwischen nicht mehr an Waffenfunde glauben.

Der demokratische Präsidentschaftskandidat John Edwards hat zu diesem Thema bereits eine unabhängige Untersuchungskommission gefordert. Diese solle der Frage nachgehen, ob die Regierung den Kongress im Vorfeld des Irak-Krieges irregeführt habe, sagte Edwards am Samstag in New Hampshire, wo am Dienstag die Vorwahlen der US-Demokraten zur Kandidatenkür für die Präsidentenwahl im November stattfinden.

„Es ist ein ernstes Thema und deshalb habe ich eine unabhängige Kommission gefordert, welche die Diskrepanz untersuchen soll zwischen dem, was dort gefunden wurde und dem, was uns zuvor gesagt wurde“, sagte der Senator aus North Carolina, der in den Umfragen zu den Vorwahlen derzeit auf Platz Vier rangiert.

Bei mehreren Anschlägen im Irak wurden unterdessen fünf US-Soldaten und vier Iraker getötet. In Samarra explodierte vor dem Rathaus ein unter einem Auto versteckter Sprengsatz. Vier Iraker starben, 40 weitere Menschen wurden verletzt. Drei US-Soldaten wurden getötet und sechs verletzt, als in Khaldiya an einem Kontrollposten des US-Militärs eine Autobombe detonierte. Bei Falluja starben zwei US-Soldaten bei einem Bombenanschlag auf einen US-Konvoi.

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