Die 19-jährige Kim (Felicity Jones) lebt in London, fristet ein tristes Dasein als Fast-Food-Verkäuferin und kümmert sich seit dem Unfalltod ihrer Mutter aufopfernd um ihren leicht verwahrlosten Vater (Bill Bailey). Dabei hätte das Mädchen eigentlich eine Karriere als Profi-Skateboarderin geblüht, gewann sie doch bis zum fatalen Autounfall unzählige Wettbewerbe und galt als Nachwuchshoffnung. Um finanziell etwas besser dazustehen, nimmt sie einen Job als “Chalet Girl” (so auch der Originaltitel des Films) in den österreichischen Alpen an, nicht ahnend, dass dieser ihr Leben von Grund auf verändern soll.
Präsentieren sich die Anfangsszenen in London noch von einigermaßen natürlichem und authentischem Charakter, geht es für Kim in St. Anton gleich in die Vollen: Da gibt es Pferdekutschen, Schneehaserl en masse sowie den Skilehrer Bernhard, den Gregor Bloeb herrlich überzeichnet als leicht stumpfsinnigen Burschen vom Land gibt. Ähnlich vorhersehbar tritt die Familie Madsen auf, für die Kim gemeinsam mit der oberflächlichen Georgie (Tamsin Egerton) als Mädchen für alles herhalten muss. Champagner und Kaviar gibt es logischerweise im Überfluss, ebenso wie sich Kim genauso konsequent in den Sohn der Familie, Jonny (“Gossip Girl”-Schönling Ed Westwick), verliebt.
Der Film fokussiert aber nicht nur auf diese sich langsam anbahnende Romanze, sondern stellt auch das Geschehen auf der Piste in den Mittelpunkt. Wie es nicht anders kommen konnte, entpuppt sich Kim nämlich unter den wachsamen Augen ihres neuen Freundes Mikki (Ken Duken als komödiantisches und auch sympathisches Highlight des Films) als Naturtalent, was Snowboards betrifft. Zufällig findet auch just zu dieser Zeit ein großer Wettbewerb inklusive saftigem Preisgeld an. Nach einigem Hin und Her kommt es schließlich zum finalen Lauf, der scheinbar über alles – also auch ihre Beziehung zu Jonny – entscheidet.
“Powder Girl”, für dessen Regie Phil Traill verantwortlich zeichnet, ist letztlich weder ganz Liebes- noch Sportfilm, überzeugt aber mit einer unverkrampft agierenden Felicity Jones in der Hauptrolle, die mitunter an Ellen Page in “Juno” erinnert. Kein großer Wurf, aber unterhaltsame 90 Minuten, in denen Brooke Shields als zynische Schwiegermutter in spe etwas Hollywood-Glanz versprüht und amüsante Details für die doch sehr platte Geschichte entschädigen. Da wird sogar aus dem Namensschild “Gudrun” ein Omen für einen “guten Lauf” (engl.: good run), während Kims Vater tiefgefrorene Lasagne lutscht und sich ein Barkeeper als einsamer Yeti in verschneiten Hängen entpuppt. Gedreht wurde der Film teils vor Ort in St. Anton und im bayerischen Garmisch-Partenkirchen. Lust aufs Skifahren und Snowboarden bekommt man angesichts traumhafter Sonnenaufgänge über den schneeweißen Bergen sicher. (APA/Christoph Griessner)