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Positiver PCR-Test bis zu 37 Tage nach Infektion möglich

PCR-Tests können auch noch nach Wochen auf Coronavirus-Fragmente anschlagen.
PCR-Tests können auch noch nach Wochen auf Coronavirus-Fragmente anschlagen. ©APA/AFP/JOE KLAMAR
Bei wiederholt positiven PCR-Tests kann es sein, dass Infizierte bereits seit Wochen gesund sind. Virusfragmente könnten sich bis zu 37 Tagen im Körper halten, nach zwei Tagen ohne Symptome sei man aber nicht mehr ansteckend.

"Das ist ein Dilemma, mit dem niemand glücklich ist." - Dies erklärte am Mittwoch der Wiener Reise- und Tropenmediziner Herwig Kollaritsch zu den immer wieder auftauchenden Meldungen über mehrfach positive PCR-Tests auf SARS-CoV-2, auch nach bereits überstandener Covid-19-Erkrankung gegenüber der APA.

"Der PCR-Test ist ein Nachweistest auf Virusnukleinsäure (Erbgutbestandteile von SARS-CoV-2; Anm.). Man weiß bei einem positiven Nachweis nicht, ob es sich um lebendes Virus handelt", sagte Kollaritsch. "Im Endeffekt fällt uns hier die Genauigkeit der PCR-Methode auf den Kopf." Das Verfahren sei so sensitiv (Empfindlichkeit auf vorhandenes SARS-CoV-2-Genmaterial; Anm.) und so spezifisch (de facto keine falsch positiven Befunde; Anm.), dass man bei der Entscheidung der Frage, ob zum Beispiel jemand mit überstandener Erkrankung und auch noch nach Wochen positivem PCR-Test noch "infektiös" sei oder nicht, mit dem Verfahren in Schwierigkeiten komme. In der Schleimhaut können sich Virus-Erbgutbestandteile lange "halten".

Nach zwei Tagen ohne Symptome nicht mehr ansteckend

"Aber alle Daten sagen uns, dass nach zwei Tagen ohne Krankheitssymptome nach einer Covid-19-Erkrankung ein Betroffener nicht mehr infektiös ist", sagte Kollaritsch. Es müsse aber auch verständlich sein, dass man bei bestimmten Personen, zum Beispiel aus dem Kreis der Gesundheitsberufe, eben ganz besonders vorsichtig vorgehen müsse. "Da geht es neben dem Infektionsrisiko in Spitälern etc. auch um Haftungsfragen", erklärte der Experte.

Auch nachgezogene SARS-CoV-2-Antikörpertests würden nichts zur Klärung der Frage bringen. Kollartisch: "Diese Menschen weisen alle Antikörper auf." Gleichzeitig könne man bei manchen eventuell noch immer per PCR Virus-Erbgut in Abstrichmaterial feststellen. Bei Personen nach schwerer Covid-19-Erkrankung sei das oft auch länger der Fall.

Positive Tests 37 Tage nach Infektion

In der PCR-Virusgenom-Testung lassen sich laut bisherigen Erkenntnissen in Nasen-Rachen-Abstrichen Genombestandteile der Erreger rund 20 Tage lang finden, nachgewiesen ist das in Extremfällen bis zu 37 Tage. "Das ist eine Tatsache, die uns im Krankenhaus bei unseren Mitarbeitern Kopfzerbrechen bereitet", hatte zuvor auch der Wiener Infektiologe Florian Thalhammer (MedUni Wien/AKH) in einer Online-Ärztefortbildung erklärt.

Der Nachweis von SARS-CoV-2-Erbsubstanz auch noch nach mehreren Wochen sagt eben nichts darüber aus, ob jemand noch infektiös ist. Die einzige, aber wegen ihrer Kompliziertheit nicht praktikable mögliche Lösung, wie Kollaritsch darstellte: "Man züchtet aus den Proben das Virus in Kultur an. Aber das ist so schwierig, gelingt bei weitem nicht immer und dauert so lange, dass es nichts bringt." Am Ende der Prozedur sei der Betroffene mit Sicherheit nicht mehr infektiös.

Ex-Patienten werfen Frage auf

Ein neuerlich positiver Nachweis bei bereits einmal mit dem Coronavirus Infizierten wirft bei Arbeitgebern Fragen auf. So wurde bei einer Kärntnerin das Virus am Dienstag erneut nachgewiesen, nachdem sie - bereits einmal erkrankt - zuvor einen negativen Test abgegeben hatte. Ein im Gesundheitsbereich arbeitender Niederösterreicher ist offenbar bereits dreimal positiv getestet worden.

Wie die "Salzburger Nachrichten" (Mittwoch-Ausgabe) berichteten, durchlief der Niederösterreicher Mitte April eine Corona-Erkrankung mit leichtem Verlauf. Nach 14-tägiger Quarantäne wurde das Virus Anfang Mai bei einem Test aber erneut nachgewiesen. Er musste zu Hause bleiben, allerdings nicht in strenger Quarantäne. Als er dieser Tage neuerlich zur Arbeit gehen wollte und wieder einen Test machen musste, war dieser zum dritten Mal positiv. Nun sitzt der Mann wieder daheim.

Gemäß dem Gesundheitsministerium gibt es die Empfehlung, dass Personen, die im Gesundheits- oder Pflegebereich inklusive ambulanter Einrichtungen arbeiten, im Fall eines positiven Corona-Tests vom Dienst freigestellt werden. Bei einer Wiederaufnahme sei zu erfüllen, dass eine negative SARS-Cov-2-PCR-Untersuchung gewonnen aus zwei zeitgleich durchgeführten Abstrichen des Mund- und Nasenrachens erfolgt ist.

Virenlast wohl nur gering

Bereits aus Asien kamen schon vor Wochen Meldungen zu Corona-Patienten, die als genesen aus dem Krankenhaus entlassen und einige Tage später wieder positiv auf das Virus getestet wurden. Der bekannte Berliner Virologe Christian Drosten von der Berliner Charite betonte, dass der Erreger gerade zum Ende der Erkrankung zeitweise nachweisbar sein könne und zwischendurch nicht. "Das Virus ist schon die ganze Zeit da, aber der Test kann das nicht immer erfassen", sagte er in seinem Podcast.

Drosten veranschaulicht das mit Goldfischen in einem Planschbecken. Nehme jemand mit verbundenen Augen daraus mit einem Kübel eine Probe, sei einmal ein Goldfisch - als Bild für einen Viruspartikel - darin und dann wieder nicht. Am Ende der Krankheit sei die Virenlast nur noch gering, im Vergleich seien also immer weniger Goldfische im Becken. Damit nehme die Wahrscheinlichkeit zu, dass ein Test auch einmal negativ ausfalle - obwohl es noch Virenmaterial im Patienten gebe. Von einem mehrphasigen Verlauf einer Corona-Erkrankung gehen Experten demnach nicht aus.

(APA/red)

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