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Porträt: Pep Guardiola - Ein Fußball-Ästhet tritt Bayern-Dienst an

Bayerns Sportdirektor Matthias Sammer (l.) und Pep Guardiola in der Allianz Arena.
Bayerns Sportdirektor Matthias Sammer (l.) und Pep Guardiola in der Allianz Arena. ©dpa
Er war der erste Balljunge von Camp Nou, der später auch als Cheftrainer wirkte. Und wie. Die Auftritte seines FC Barcelonas waren das Nonplusultra in Europa. Nun soll der dreifache Familienvater Ähnliches mit dem FC Bayern vollbringen.

Ein Poster von Michel Platini hing einst im Kinderzimmer von Josef “Pep” Guardiola. Beeindruckt war der Junge in der kleinen katalanischen Gemeinde Santpedor von der Anmut und Eleganz, die die Ballführung des einstigen französischen Weltstars erkennen ließ. Ein paar Jahrzehnte später gilt Guardiola selbst als Inbegriff des schönen Fußballs, als global bewunderter Trainer – und seit Montag ist der Perfektionist nun Coach von Europas Champion FC Bayern.

Stratege auf dem Platz…

Schon im Alter von 13 Jahren stieß Guardiola zur Jugendakademie des FC Barcelona, La Masia. Mit 19 debütierte der defensive Mittelfeldspieler in der Primera División und zwei Jahre später gewann er unter Trainer Johan Cruyff den Europapokal der Landesmeister. Im selben Jahr bejubelte er olympisches Gold mit Spanien. Insgesamt gewann der Fußball-Stratege 16 Titel in 17 Jahren bei Barça, das der 47-malige Nationalspieler seit der Saison 1997/98 als Kapitän anführte.

… und auf der Bank

Noch eindrucksvoller ist die Trainer-Ausbeute. Sagenhafte 14 Titel, darunter zweimal die Champions League, gewann der ausgezeichnete Analytiker und akribische Arbeiter während seiner vierjährigen Amtszeit. Doch es waren nicht nur die Titel, die seinen Ruf prägten, auch die Liebe zum Stil und zum schönen Fußball waren für seine Epoche mit Lionel Messi & Co. bemerkenswert. “Pep Guardiola ist ein Trainer, der Spieler fußballerisch fördert, das hat man beim FC Barcelona gesehen, mit dem er über Jahre große Erfolge gefeiert hat”, betonte der deutsche Bundestrainer Joachim Löw kurz vor dem Arbeitsantritt des Spaniers, der bei einem Turnier in München vor zwei Jahren einen glänzenden Eindruck hinterließ.

Früh erkannte Cruyff die Fähigkeiten Guardiolas, der das Gedankengut seines Förderers später weiter trug. Als Trainer trieb der Schüler des Niederländers – und ein stückweit auch dessen Landsmanns Louis van Gaal – das Kurzpassspiel zur Perfektion. Und hatte früh Erfolg: Gleich in seiner Premierensaison als Coach 2007 führte Guardiola die B-Mannschaft des FC Barcelona in die Segunda División B. Joan Laporta, damaliger Präsident Barças, beförderte ihn daraufhin 2008 zum Nachfolger von Frank Rijkaard. Guardiola war der erste Balljunge, der Jahre später als Cheftrainer in Camp Nou wirkte.

Doping-Affären als Spieler

In der Karriere Guardiolas gab es aber auch ein Kapitel anderer Art. Wegen eines angeblichen Dopingvergehens wurde er während seiner Zeit bei Brescia Calcio (Italien) 2001 für vier Monate gesperrt und 2005 sogar zu sieben Monaten Haft verurteilt. Er war der erste Fußballer in Italien, der nach dem neuen Doping-Gesetz bestraft wurde, das die Einnahme verbotener Mittel zu einer Straftat machte. Der Spanier aber beteuerte immer seine Unschuld und wurde 2009, nach Ende seine Karriere, von einem italienischen Berufungsgericht vom Vorwurf des Dopings freigesprochen.

Überzeugendes Konzept der Bayern

Dass Guardiola sich gegen andere lukrativere Offerten aus dem Ausland und für den FC Bayern entschied, ist auch der Tradition der Münchner geschuldet. Dazu überzeugten Konzept, Trainingsgelände und Jugendarbeit den Fußball-Romantiker von der Iberischen Halbinsel.

Im April 2012 verkündete der dreifache Familienvater, dass er seinen auslaufenden Vertrag in Barcelona nicht mehr verlängern werde, um eine Auszeit vom Fußball zu nehmen. Das tat er in New York, wo er auch Gasthörer der Columbia Universität war, jede Menge Deutsche kennenlernte – und viel neue Kraft für den FC Bayern sammelte. (dpa)

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