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Polynesien: Parlament gestürzt

In Französisch-Polynesien ist der für Unabhängigkeit eintretende Präsident Oscar Temaru vom Parlament gestürzt worden. Neuwahlen sind am 21. Dezember auf Tahiti angesetzt.

Nach zwei Jahren an der Macht überstand der Linkspolitiker am Mittwochabend in Tahitis Hauptstadt Papeete ein drittes Misstrauensvotum der bürgerlichen Opposition nicht. Die Neuwahl des Präsidenten durch die 57 Parlamentarier wurde für den 21. Dezember angesetzt.

Temaru warf der Regierung in Paris und Staatschef Jacques Chirac vor, seinen Sturz betrieben zu haben. Der französische Zentralstaat lege „koloniales Verhalten gegenüber der unausweichlichen Entwicklung Polynesiens“ an den Tag, sagte der 62-Jährige. Er kündigte an, erneut zu kandidieren. Der 2004 gewählte Temaru bekräftigte, Französisch-Polynesien solle eines Tages ganz unabhängig sein – „sicher nicht heute, aber in zehn, 15 Jahren, wenn unser Volk bereit sein wird“. Paris warf er „Manöver“ vor, die seine Regierung während der vergangenen zwei Jahre destabilisierten.

Konkret prangerte Temaru seinen konservativen Vorgänger und politischen Rivalen Gaston Flosse an, einen langjährigen Vertrauten Chiracs: Der Senator habe „unterstützt“ vom Überseeministerium des Chirac-Zöglings Franñois Baroin und vom Pariser Elysee-Palast alles getan, um sich wirtschaftlichen Projekten entgegen zu stellen und Abkommen zu streichen. Er habe selbst verweigert, „uns bedeutende Summen zu überweisen, die uns doch zustanden“, sagte Temaru. Von den 57 Abgeordneten im polynesischen Parlament zählen 28 zum Lager Temarus. Im Oktober hatten hunderte Regierungskritiker aus Protest gegen hohe Lebenshaltungskosten seinen Präsidentenpalast besetzt.

Zu Französisch-Polynesien im Pazifik zählen bekannte Südsee-Inseln wie Tahiti oder Bora-Bora. Insgesamt leben rund 240.000 Menschen in dem Gebiet von der Fläche Europas, das als autonomes Übersee-Territorium zu Frankreich gehört.

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