Die Regierung habe ihn vor dem hohen ausländischen Besuch bloßstellen wollen, so Kaczynski. Immerhin unterzeichnete auf der Seite der USA Außenministerin Condoleezza Rice den Vertrag. Deshalb habe die Regierung ihn in der Kanzlei des Premiers, wo die Zeremonie stattfand, nicht mit dem Aufzug fahren lassen. Stattdessen sei er “durch einige Stockwerke gejagt worden”, erklärte Kaczynski vor Journalisten. “Ich bin der verfassungsmäßig höchster Repräsentant Polens und möchte als solcher behandelt werden”, so der Präsident.
Die Regierung weist diese Darstellung zurück. Der Präsident sei bereits um sechs Minuten verspätet in der Kanzlei des Premier angekommen, heißt es in einer Mitteilung der Regierung. Die Mitteilung dokumentiert jeden Schritt des Staatsoberhauptes nach seiner Ankunft, auch die 54 Stufen, die er auf seinem Weg in den zweiten Stock überwand. “Mit dem Aufzug ist der Präsident nicht gefahren, weil es diese Möglichkeit im Mitteltrakt des Gebäudes nicht gibt”, heißt es. Medien hatten gemutmaßt, Kaczynski habe sich durch seinen verspäteten Auftritt wichtig machen wollen.
Die Verspätung des Präsidenten ist schon das zweite Detail der Zeremonie vom vergangenen Mittwoch, über das sich die polnische Elite streitet. Zuvor hatten es PO-Vertreter als “kleingeistig” bezeichnet, dass Kaczynski lachte, als Premier Donald Tusk (PO) Rice auf Englisch begrüßte. Das Staatsoberhaupt begründete seine Heiterkeit damit, es amüsiere ihn, wenn jemand, der die Sprache nur mäßig beherrsche, unbedingt englisch sprechen müsse.
Polen und die USA vereinbarten am vergangenen Mittwoch die Installation von Teilen des geplanten US-Raketenschilds in Polen. Im Norden des Landes soll die Basis für die Abfangraketen entstehen. Während Lech Kaczynski seit Monaten auf eine schnelle Einigung in dieser Frage mit den USA gedrängt hatte, hatte die Regierung mit Washington über Gegenleistungen verhandelt.