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Poller sorgen für weniger Verkehr aber auch für mehr Unfälle in der Salzburger Altstadt

Seit einem halben Jahr sorgen 36 Poller für deutlich weniger Verkehr in der Salzburger Altstadt. Die Poller sorgen aber auch für mehr Unfälle - 125 wurden bisher gezählt.

Mit ihrer Installierung am 21. Juni wurde den illegalen Autofahrern der Kampf angesagt, der zwar bisher mit rund 125 Unfällen endete, die Fußgängerzone aber um “bis zu 900 Fahrten täglich” entlastete, wie Planungsstadtrat Johann Padutsch (Bürgerliste) am Dienstag gegenüber der APA betonte.

Obwohl schon viele europäische Städte über Poller verfügen, hat der Gewöhnungseffekt in Salzburg doch einige Zeit gedauert. Im medialen “Sommerloch” schafften es die 14 mittels Fernbedienung versenkbaren Poller mehrmals wöchentlich in die Schlagzeilen. Die Unterböden von Pkw wurden von den ausfahrenden, 80 Zentimeter hohen Hydraulik-Zylindern regelrecht aufgeschlitzt. Einige Lenker, auch Radfahrer, wollen die Poller trotz Warnsignal und Blinklicht übersehen haben. Da gab und gibt es Autofahrer, die sich hinter einem durchfahrenden Fahrzeug nachschwindeln und dabei anschrammen. Erwischt hat es auch zwei Fußgänger, die über die Poller stolperten. Sie erlitten Abschürfungen und Platzwunden.

Die anfänglichen “Kinderkrankheiten” wurden rasch beseitigt. Die Mozartstadt, die für die Errichtung des Poller-Systems 587.000 Euro ausgab, justierte um 60.000 Euro nach und stattete die “Gefahrenbereiche” mit Warnschildern, Haltelinien, Stopptafeln, Drehleuchten, Induktionsschleifen und Ampeln aus. Im kommenden Frühjahr sollen am Mozartplatz und in der Kaigasse – bei diesen Zufahrten passieren laut Projektleiter Christian Morgner zwischen 70 und 75 Prozent der Unfälle – Kameras zur Ahndung von Fahrerflüchtigen installiert werden. Die Stadt budgetierte dafür 40.000 Euro. Die Datenschutzkommission muss noch zustimmen.

Trotz Nachjustierung kollidieren auch heute noch Fahrzeuge mit den Pollern, vor allem beim Mozartplatz. Es handelt sich dabei nicht nur um Touristen, sondern immer wieder um Einheimische und Berufskraftfahrer wie beispielsweise Taxifahrer. Die Mehrheit der Unfälle ereignet sich “aufgrund von Nichtbeachtung geltender Verkehrsregeln“, erläuterte Morgner. “Gegen eine gewisse Ignoranz einiger Kraftfahrer ist kein Kraut gewachsen.” Die Unfallhäufigkeit sei aber bei den 750.000 Ein- und Ausfahrten, die bis Mitte Dezember im Bereich der versenkbaren Poller gezählt wurden, “verschwindend gering”, sie liege bei 0,2 Prozent, rechnete Morgner vor. Die Stadt werde auf einer Schadenssumme von rund 60.000 Euro sitzenbleiben, die rund 25 Fälle von Fahrerflucht verursacht hätten. Etwa 80 Prozent der Unfälle decken die Versicherungen ab, drei Unfälle sind noch strittig. Ein erster Prozess soll im Jänner stattfinden.

Von der Wirkung der Poller ist Stadtpolizeikommandant Manfred Lindenthaler genauso überzeugt wie der Planungsstadtrat. “Es gibt deutlich weniger illegalen Verkehr und dadurch mehr Parkplätze für die Altstadtbewohner”, sagte Lindenthaler. Er wünscht sich in Zukunft weniger Taxiverkehr und weniger Ausnahmegenehmigungen – derzeit seien es an die 2.500. An die 800 wurden laut Padutsch für Hofzufahrten zu einem Kloster, zur Erzdiözese und zur Landesregierung ausgestellt. Eine Reduzierung der Ausnahmen hält der Stadtrat für schwierig, möglicherweise könnte ein gut durchdachtes “Mobilitätskonzept” dazu beitragen. In Zukunft sollten auch weniger Mietwagen – derzeit sind es 140 – und weniger Taxis durch die Fußgängerzone fahren, so Padutsch.

Mit Einführung des Poller-Systems wurde die Ladezeit in der Fußgängerzone von bisher 6.00 bis 10.30 Uhr auf 11.00 Uhr verlängert, was Inga Horny, Geschäftsführerin der Altstadt Salzburg Marketing GmbH, positiv sieht. Geschäftsleute in der Innenstadt hatten die Poller anfangs mit Argusaugen betrachtet. “Geschäftsschädigend sind die Poller nicht”, resümiert Horny. Ein Christbaumverkäufer am Residenzplatz beschwerte sich kürzlich allerdings über einen 20-prozentigen Verkaufsrückgang.

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