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Polizisten bei Schlepperei-Schwerpunkten in Ungarn im Einsatz

Österreichische Polizisten patrouillieren in Ungarn gegen Schlepperei.
Österreichische Polizisten patrouillieren in Ungarn gegen Schlepperei. ©APA/HERBERT P. OCZERET
Rund 30 Polizisten sind seit Anfang September an der Grenze bei Schwerpunktaktionen gegen Schlepperei auch auf ungarischem Staatsgebiet im Einsatz. Seitdem gebe es weniger Aufgriffszahlen auf österreichischer Seite.

Rechtliche Grundlage für den "gemischten Streifendienst" seien der Prümer Vertrag, der zwischen 13 der 27 EU-Staaten besteht, und ein Kooperationsvertrag zwischen Österreich und Ungarn. Über den Erfolg der Aktionen gibt es Zweifel.

Österreichische Polizisten patrouillieren in Ungarn

Der Prümer Vertrag dient zur verstärkten Zusammenarbeit und zum Informationsaustausch zum Zweck der Bekämpfung des Terrorismus und der grenzüberschreitenden Kriminalität. Die österreichischen Polizisten dürfen laut Ö1-Bericht Personen auf ungarischem Boden anhalten, ihre Identität feststellen und sie durchsuchen. Für das Weitere müssen sie jedoch sofort die ungarische Einsatzzentrale informieren, die dann ungarische Beamte schickt. Es seien "Zwangsmaßnahmen" nach ungarischem Recht möglich; Schusswaffen dürften die österreichischen Polizisten aber nur in Notwehr einsetzen.

Laut dem stellvertretenden Landesmilitärkommandanten des Burgenlandes, Raimund Wrana, hat der gemischte Streifendienst in Ungarn nur "kurzfristig" und lokal begrenzt zu weniger illegalen Grenzübertritten geführt. Teils hätten sich diese weiter nach Süden verlagert. Zur verstärkten Grenzüberwachung Richtung Ungarn erbringt das Bundesheer im Osten einen Assistenzeinsatz.

Weniger Aufgriffszahlen auf österreichischer Seite

Gerald Tatzgern, Leiter der Zentralstelle zur Bekämpfung der Schlepperkriminalität, sprach im "Morgenjournal" von "punktuell massiv" weniger Aufgriffszahlen auf österreichischer Seite seit Anfang September, als die Schwerpunktaktionen an Hauptverkehrsrouten mit "gemischtem Streifendienst" begannen. Die Schlepperorganisationen seien aber "sehr, sehr gut" organisiert und setzten auch Drohnen zur Auskundschaftung ein. 80 Prozent aller irregulärer Migration nach Österreich komme via Ungarn.

Laut Tatzgern versuchen derzeit viele Syrer und auch Afghanen, die sich schon länger auf dem Westbalkan aufhalten, nach Mitteleuropa zu kommen. Der Flüchtlingspakt der EU mit der Türkei halte aber. Der Pakt von 2016 sieht unter anderem vor, dass die EU alle Migranten, die illegal über die Türkei auf die griechischen Inseln kommen, zurückschicken kann. Im Gegenzug übernehmen EU-Staaten syrische Schutzbedürftige geregelt und finanzieren Hilfen für in der Türkei lebende Flüchtlinge. Bisher wurden mehr als sechs Milliarden Euro bereitgestellt.

Maßnahmen in Ungarn für FPÖ "Symptombekämpfung"

Die FPÖ nannte die Maßnahmen mit und in Ungarn "bestenfalls Symptombekämpfung". Bundeskanzler Sebastian Kurz und Innenminister Karl Nehammer (beide ÖVP) betrieben "reine Augenauswischerei", erklärten Bundesobmann Herbert Kickl und der freiheitliche Sicherheitssprecher Hannes Amesbauer in einer Aussendung in Reaktion auf den Radiobericht. "Unsere Polizisten und Soldaten leisten eine hervorragende Arbeit. Allerdings sind ihnen aufgrund politischer Unwilligkeit und Unfähigkeit die Hände gebunden. Viele Beamte sind frustriert, dass sie als Begrüßungskomitee eingesetzt werden und gleichzeitig sehen, dass sie keine Instrumente in die Hand bekommen, um die illegalen Migrationsbewegungen und die Schleppertätigkeiten wirksam zu verhindern", sagte Amesbauer.

Kritik an Personalengpässen

Polizeigewerkschafter kritisierten im Zusammenhang mit "dem gemischten Streifedienst" im Ö1-"Mittagsjournal" Personalengpässe: Andreas Hochegger, Vorsitzender der Christ-Polizeigewerkschafter im Burgenland, betonte, dass der Dienst zusätzlich zu allen anderen Aufgaben verrichtet werde. Man habe daher beantragt, dass auch Kollegen aus anderen Bundesländern in Ungarn patrouillieren. Ähnlich äußerte sich der Sozialdemokrat Hermann Greylinger.

Sowohl Greylinger als auch Lukas Gahleitner-Gertz, Sprecher der asylkoordination österreich, hegen auch politische Bedenken gegen eine Zusammenarbeit mit Ungarn gerade in diesem Bereich: "Dass hier unter dem Deckmantel des Menschenhandels eine Kooperation angegangen wird, ist zumindest hinterfragenswert", sagte Gahleitner-Gertz. Er verwies darauf, dass Österreich wegen unmenschlicher Behandlung keine sogenannten Dublin-Abschiebungen mehr nach Ungarn durchführe. Laut Gerichtsurteilen gebe es auch keine menschenrechtskonformen Asylverfahren im Nachbarland.

(APA/Red)

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