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Polizist niedergeschossen: 18 statt 13 Jahre Haft

Das Wiener Oberlandesgericht (OLG) hat für jenen Mann, der am 12. Jänner 2010 nach einer wilden Verfolgungsjagd in Wien-Ottakring aus einer Entfernung von 2,2 Meter dreimal auf einen Polizeibeamten geschossen hatte, die Strafe deutlich angehoben.
Ein Berufungssenat unter Vorsitz von Richterin Charlotte Habl leistete der Berufung der Staatsanwaltschaft Folge und erhöhte das vom Erstgericht wegen versuchten Mordes verhängte Strafausmaß von 13 Jahre um fünf Jahre.

18 Jahre erschienen dem Drei-Richter-Senat tat- und schuldangemessen, zumal der Polizeibeamte keine Chance hatte, den gegen ihn gerichteten Angriff abzuwehren. Dass der Beamte diesen überhaupt überlebte, grenzt fast an ein Wunder. Er verbrachte zehn Tage im künstlichen Tiefschlaf. Das Projektil, das ihn in der Schulter traf, konnte operativ nicht entfernt werden und steckt weiterhin zwischen dem zehnten und elften Brustwirbel fest. Spät- bzw. Dauerfolgen sind daher nicht auszuschließen.

Das Ganze hatte mit einer harmlosen Verwaltungsübertretung begonnen: Mihailo J. (34) war am Gürtel bei Gelb über eine Ampel gerast und anschließend falsch abgebogen, was einer Funkstreife auffiel. Als der Serbe im Rückspiegel das Blaulicht wahrnahm, drückte er auf’s Gaspedal und versuchte den Beamten zu entkommen.

Was die Uniformierten zu diesem Zeitpunkt nicht wussten: Der Mann war erst Tage zuvor festgenommen worden, weil er sich nach einer Verurteilung wegen Einbruchsdiebstahls und Gemeingefährdung illegal in Österreich aufhielt. Gegen ihn war ein unbefristetes Aufenthaltsverbot erlassen worden.

Mihailo J. gelang es jedoch, aus der Schubhaft zu fliehen, und in diese wollte er keinesfalls zurückkehren. Er fuhr daher mit Höchstgeschwindigkeit Richtung Ottakring, stellte schließlich das Fahrzeug ab und trachtete danach, zu Fuß zu entkommen. Der 28-jährige Inspektor Mario R. lief ihm hinterher, bis dem Serben der Atem ausging und dieser sich zwischen geparkten Fahrzeugen duckte.

Der Polizeibeamte bemerkte die hingekauerte Gestalt und forderte den Unbekannten auf, sich zu ergeben. Er ging auf den Mann zu und verwechselte fatalerweise den Gegenstand, den dieser in seiner rechten Hand hielt, mit einem Plastikrohr. Der Inspektor steckte im Glauben, von seinem Gegenüber gehe keine ernsthafte Gefahr aus, seine gezogene Dienstpistole zurück in den Holster, als Mihailo J. abdrückte.

Der Beamte wurde zunächst im Knie getroffen. Ein zweiter Schuss ging in ein abgestelltes Auto. Als der Polizist zusammensackte, traf ihn ein weiteres Projektil in der Schulter, das auch noch die Lunge beschädigte. “Er hatte eine Legion von Schutzengeln, dass er mit dem Leben davongekommen ist”, hatte sein Rechtsvertreter beim Prozess im vergangenen September erklärt. (APA)

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