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Politstreit um höhere Milchpreise in Deutschland

Die Bundesregierung hat die bevorstehenden starken Preiserhöhungen bei Milch kritisiert. "Diese drastischen Preiserhöhungen sind nicht nachvollziehbar", so eine Sprecherin des deutschen Bundesverbraucherministeriums. 

Die Erhöhung in diesem Ausmaß habe nichts zu tun mit den gestiegenen Milchpreisen, die die Bauern seit kurzem erhalten. Die Bauern bekämen etwas mehr Geld, dies sei aber „nicht wesentlich“. Die Landwirte seien bisher oft unter Herstellungspreis entlohnt worden. Die Bundesregierung beobachte dies, habe aber keine Handhabe.

Auch die Grünen kritisierten die höheren Preise scharf. Die „Verbesserung der Nachfrage auf dem Weltmarkt“ werde von der Milchindustrie ausgenutzt, sagte die Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Ulrike Höfken (Grüne), am Montag im Inforadio des RBB. Eine Verdopplung der Verbraucherpreise sei völlig ungerechtfertigt. Zwar brauchten die Bauern einen vernünftigen Preis für ihre Erzeugnisse: „Höhere Preise für die Bauern seien „in jedem Fall gerechtfertigt“, sagte sie. Aber „eine Abzocke sollten sich die Verbraucher nicht gefallen lassen“, fügte sie hinzu.

Auf der Milchwirtschaft und dem Handel laste derzeit ein erhöhter Druck, der auch durch den Bund der Milchviehhalter (BDM) mit dessen Forderungen nach besseren Preisen erzeugt werde. Angemessene Preise für die Bauern würden für die Verbraucher jedoch höchstens bedeuten, „dass etwa 10 bis höchstens 20 Prozent“ Preisanstieg auf sie zukommt. Der Milchindustrie-Verband hatte am Wochenende für Butter, Quark und Milch Preiserhöhungen bis zu 50 Prozent angekündigt. Auch aus der SPD wurde bereits scharfe Kritik laut.

Der deutsche Einzelhandel rechnet dagegen nicht mit dramatischen Preissteigerungen bei Lebensmitteln. Der Sprecher des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandel (HDE), Hubertus Pellengahr, widersprach am Montag Berichten über Preiserhöhungen von bis zu 50 Prozent bei Milchprodukten: „Das wird bei weitem nicht so dramatisch ausfallen.“ Der scharfe Wettbewerb werde allzu dramatische Preissprünge verhindern.

Pellengahr betonte, derzeit lägen die Lebensmittelpreise in Deutschland um knapp zwei Prozent über dem Vorjahreswert. Diese Preissteigerungsrate werde sich nach Einschätzung des HDE voraussichtlich im zweiten Halbjahr nicht wesentlich verändern.

Der Verbandssprecher räumte ein, dass die Preissteigerungsrate im Lebensmittelhandel mit einem Plus von fast zwei Prozent für deutsche Verhältnisse hoch sei. Doch liege dass nur daran, dass die Verbraucher viele Jahre lang von stabilen oder sogar sinkenden Lebensmittelpreisen profitiert hätten. Lebensmittel seien in Deutschland so billig wie kaum sonst irgendwo in der EU. Daran werde sich auch durch die jüngsten Preiserhöhungen nichts ändern. Denn im harten Wettbewerb auf dem deutschen Lebensmittelmarkt entscheide letztlich der Verbraucher über die Preise.

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