Politikwissenschaftler Anton Pelinka verstorben

Pelinka war unter anderem Dekan an der Fakultät für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften und Dekan der Fakultät für Politikwissenschaft und Soziologie der Universität Innsbruck, wo er mehr als 30 Jahre lehrte. Später übernahm er eine Professur für Politikwissenschaft an der Central European University in Budapest.
Als Kommentator in der Öffentlichkeit
In der Öffentlichkeit bekannt war der von Beobachtern als "Doyen der Politikwissenschaft" bezeichnete Pelinka aus zahllosen TV- und Medienauftritten- etwa im "Club 2" -, er beteiligte sich an Diskussionen und scheute auch keine Auseinandersetzungen, etwa mit dem früheren FPÖ-Chef Jörg Haider.
1999 wurde Pelinka von der FPÖ wegen des Vorwurfes der üblen Nachrede geklagt, nachdem er im italienischen Fernsehen Haider die Verharmlosung des Nationalsozialismus vorgeworfen hatte. Nach einer Verurteilung in erster Instanz wurde Pelinka schlussendlich von diesem Vorwurf freigesprochen.
Tätig war der Bruder des Journalisten Peter Pelinka auch als Autor zahlreicher Bücher, in welchen er sich u.a. mit dem Rechtspopulismus und Rechtsextremismus auseinandersetzte. Auch fungierte er als Kommentator in zahlreichen Medien.
Van der Bellen: "Österreich hat bedeutende Stimme verloren"
Gewürdigt wurde der Verstorbene am Freitagabend seitens der Politik: "Es ist eine traurige Nachricht, dass Anton Pelinka nicht mehr bei uns ist. Er hat Politik für Generationen erklärt, sei es an den Universitäten, an denen er gelehrt hat, oder als pointierter Kommentator und scharfer Analytiker", schrieb Bundespräsident Alexander Van der Bellen auf dem Kurznachrichtendienst "Bluesky". "Österreich hat eine bedeutende Stimme verloren."
Bürgermeister Ludwig: "unbestechlicher Mahner"
Für Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) hat der Tod Anton Pelinkas in der Polit- und Geschichtswissenschaft "sowie in der gesellschaftspolitischen Publizistik eine nicht zu heilende Wunde geschlagen". "Meine innigste Anteilnahme gilt den Hinterbliebenen", so Ludwig in einer Aussendung.
Er würdigte Pelinka als den "Kopf und die Seele der kritischen und analytischen Politikwissenschaft" - damit sei der Verstorbene auch "ein unbestechlicher Mahner" gewesen, der auf autoritäre und rechtsextreme Fehlentwicklungen in der heimischen Politik aufmerksam gemacht habe.
"Die Nachricht vom Tod Anton Pelinkas hat mich zutiefst getroffen und berührt", so Ludwig. Pelinka habe als langjähriger Lehrender Generationen von Studentinnen und Studenten in ihrem Verständnis von Politik und Zeitgeschichte geprägt, verwies Ludwig etwa auf Pelinkas Werk "Fünf Fragen an drei Generationen", in welchem er die "gefährliche Aktualität des Antisemitismus" aufgezeigt habe.
(APA)