François Mitterrand hatte gar eine Zweitfamilie und was sich Arnold Schwarzenegger mit seiner Haushälterin geleistet hat, muss wohl nicht wiederholt werden. Dafür Verständnis aufzubringen, fällt schwer. Politiker haben nun einmal Vorbildwirkung, wofür sie eintreten ist von öffentlichem Interesse, ihr Privatleben bleibt davon nicht ausgespart.Erwähnenswert ist ebenfalls Laura Rudas’ Outing . Jahrelang trat die rote Politikerin kompromisslos gegen Studiengebühren auf und nun zahlt sie selbst 120.000 Euro an einer US-Elite-Uni: Sie wird „Experienced Leaders” studieren – ein ziemlich starkes Stück für jemanden, der sozialdemokratische Grundsätze predigt.
Ernüchterung bringt auch der Wirbel um unseren Jusitzminister Wolfgang Brandstetter. Er war für einen politisch umstrittenen Kasachen tätig, dessen Briefkastenfirmen nun die Behörden in Liechtenstein beschäftigen. Zwar wird Brandstetter – für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung – nicht als Beschuldigter geführt, doch stellt sich die Frage, ob er sich nicht hätte denken müssen, woher das viele Geld des Kasachen, übrigens selbst ein früherer Politiker, stammen könnte. (In einem Gerichtsurteil ist von begründetem Geldwäsche-Verdacht die Rede).
Die deutsche Plattform „euractiv.de” und das Magazin „Format” deckten die Aktivitäten Brandstetters in der Sache jetzt auf. Konkret auf seine Rolle bei einer der Briefkastenfirmen angesprochen, meinte Brandstetter: „Der Name des Unternehmens sagt mir jetzt, nach so langer Zeit, gar nichts.” Klingt so, als sei das ganze viele Jahrzehnte her und nicht bloß mehrere Jahre… über solche Gedächtnislücken muss ich mich doch wundern…
Obwohl: Vermutlich weiß er es wirklich nicht mehr. Silvio Berlusconi dürfte sich an die Namen seiner vielen Freundinnen ja auch nicht mehr erinnern können.