Ein politisches Erdbeben hat die Gemeinderatswahl am Sonntag in Graz verursacht: Erstmals in der Zweiten Republik schaffte die ÖVP Platz 1 und wird aller Voraussicht nach mit Siegfried Nagl den neuen Bürgermeister stellen. Die eigentliche Sensation lieferte die KPÖ: Sie kam mit Ernst Kaltenegger auf knapp 21 Prozent der Stimmen. Die SPÖ verlor rund fünf Prozentpunkte, die FPÖ wurde auf ein Viertel ihrer Stimmen von 1998 reduziert und ist nicht mehr im Stadtsenat vertreten. FP-Spitzenkandidat Peter Weinmeister wird zurücktreten.
Nach dem vorläufigen Ergebnis (Auszählungsgrad 98 Prozent) erreichte die ÖVP 36,05 Prozent (plus 12,8), die SPÖ 25,79 Prozent (minus 5,17), die FPÖ 7,99 (minus 18,8), die Grünen 8,35 Prozent (plus 2,74), die KPÖ 20,9 (plus 13,0). Die Klein-Parteien GVP, RWA und LIF blieben allesamt im 0,3 Prozent-Bereich und außer Mandatreichweite.
Die ÖVP kann zwar einen historischen Erfolg feiern, blieb aber, gemessen an den Umfragen, dennoch unter den optimistischsten Erwartungen. Siegfried Nagl wird mit 39 Jahren voraussichtlich jüngster Stadt-Chef, ihm ist es gelungen die ÖVP von Platz 3 auf das Podest zu hieven. Deutlich verloren haben die Sozialdemokraten, deren bisheriger Spitzenmann Bürgermeister Alfred Stingl nicht mehr angetreten war. Sein Nachfolger Walter Ferk unterbot das schlechte Ergebnis von 1998 noch weiter, was zur Folge hat, dass die SPÖ erstmals weit unter die 30-Prozent-Marke rutschte.
Hinter ihren Erwartungen zurück blieben auch die Grünen: Sie lagen zwar vor der FPÖ und besser als 1998, verpassten aber den Einzug in die Stadtregierung relativ deutlich.