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Polen: Verhängung des Kriegsrechts

In ganz Polen ist am Mittwoch an die Verhängung des Kriegsrechts vor 25 Jahren erinnert worden. Am 13.Dez. 1981 hatte General Jaruzelski an der Spitze eines Militärrates die Macht übernommen.

Wojciech Jaruzelski zerschlug damit die Hoffnung auf eine vorsichtige Erneuerung des damaligen kommunistischen Regimes. Allein in der Nacht zum 13. Dezember wurden rund 3000 Bürgerrechtler und Anhänger der Gewerkschaft Solidarnosc festgenommen und interniert.

Mindestens 91 Menschen kamen in den folgenden Monaten bei Zusammenstössen mit der Polizei ums Leben oder starben unter ungeklärten Umständen in der Haft.

Der heute 83-jährige Jaruzelski hatte sein Entscheid zur Verhängung des Kriegsrechtes später mit einer drohenden Invasion sowjetischer Truppen begründet, falls die polnischen Kommunisten die Lage nicht selbst unter Kontrolle gebracht hätten. Aufführungen zur Erinnerung

In Warschau, Lodz und anderen Städten spielten junge Leute in Original-Milizuniformen die Ereignisse von damals nach. Passanten erhielten Flugblätter der „Untergrundpresse“, wie sie vor 25 Jahren bei verbotenen Demonstrationen verteilt wurden.

Bereits in der Nacht zum Mittwoch hatten vor Jaruzelskis Wohnhaus in Warschau mehrere dutzend überwiegend junge Leute demonstriert und Kerzen angezündet.

Jaruzelski bekam von der nächtlichen Kundgebung nichts mit, meldete die polnische Nachrichtenagentur PAP. Der General und Ex- Präsident werde seit zehn Tagen wegen einer Lungenentzündung in einem Warschauer Spital behandelt. Kaczynski fordert Abrechnung

Staatspräsident Lech Kaczynski erteilte am Mittwoch in einem Gymnasium in Breslau (Wroclaw) eine Stunde Geschichtsunterricht. Dabei betonte er, es müsse eine Abrechnung mit den Verantwortlichen geben.

Vor 25 Jahren gehörte Kaczynski ebenso wie sein Zwillingsbruder, Ministerpräsident Jaroslaw Kaczynski, zu den Anhängern von Arbeiterführer Lech Walesa.

Der ehemalige Aussenminister und langjährige Bürgerrechtler Wladyslaw Bartoszewski nannte Jaruzelski „einen der grössten Verbrecher in der Geschichte Polens“. Walesa äussert versöhnlich

Der frühere Solidarnosc-Führer Walesa, der 1983 den Friedensnobelpreis erhielt, äusserte sich am Dienstagabend hingegen versöhnlich. „General Jaruzelski steht für eine Generation aus unglücklichen, fatalen Zeiten“, sagte er.

„Unter anderen Umständen hätten sie grosse Menschen und Helden sein können, aber sie hatten Pech mit der Geschichte. Mögen Gott und die Geschichte über ihn urteilen.“

Laut einer Umfrage unterstützt heute fast die Hälfte der Einwohner des Landes die Massnahme der damaligen kommunistischen Führung. Dies ergab eine am Mittwoch veröffentlichten Erhebung des Meinungsforschungsinstituts GfK Polonia. 36 Prozent lehnen die Verhängung des Kriegsrechts ab. Notiz: Die Meldung bsd132 wurde ausgebaut. Ganze Meldung neu.

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