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Polen: Positiv Bilanz nach fünf Jahren EU

In Polen beurteilen Experten und Bürger den Beitritt ihres Landes zur Europäischen Union, der sich am Freitag zum fünften Mal jährt, positiv. "Wir sind in der EU - wir sind zu Hause", betitelte die liberale Zeitung "Gazeta Wyborcza" am Donnerstag einen Kommentar.

“Polen mit positiver Bilanz in der EU”, schrieb die konservative “Rzeczpospolita”. 85 Prozent der Polen erklären, sie seien mit der EU-Mitgliedschaft zufrieden.

Nur neun Prozent sind gegenteiliger Meinung, ermittelte das Meinungsforschungsinstitut CBOS. Demgegenüber sahen ein halbes Jahr vor dem EU-Beitritt am 1. Mai 2004 noch 30 Prozent der Polen diesen Schritt mit Skepsis. “Der Beitritt hat das Selbstwertgefühl der Polen verbessert und zu einem zivilisatorischen Fortschritt vor allem auf dem Land geführt”, erklärte die Soziologin Elzbieta Skotnicka-Illasiewicz gegenüber der Zeitung “Gazeta Wyborcza”. Die Landwirte seien gezwungen worden nachzudenken, was sie mit ihrem Land machen wollen, so die Expertin. Viele hätten deshalb begonnen, sich weiterzubilden.

Die zweite Personengruppe, die am meisten von der EU-Mitgliedschaft profitiert, sind nach Einschätzung der “Gazeta Wyborcza” die Studenten. “Heute gibt es keine Hochschule, die ihre Studenten nicht zu einem mindestens mehrmonatigen Aufenthalt ins Ausland schickt”, sagte Pawel Poszytek, Direktor der staatlichen Agentur für das Programm “Ein Leben lang lernen” der Zeitung. Rund 11.000 polnische Studenten würden jährlich ins Ausland fahren, so Poszytek.

Die “Rzeczpospolita” hebt vor allem die über 98.000 Infrastruktur-Projekte hervor, die mit Unterstützung aus Brüssel in POlen verwirklicht wurden. So seien 400 Kilometer neue Eisenbahnschienen und 5.000 Straßen-Kilometer entstanden, so die Zeitung. Sowohl die Gemeinden als auch die Firmen hätten es verstanden, die in den EU-Fonds bereitgestellten Mittel abzuschöpfen. Polnische Firmen hätten die Gelder aus dem Fonds, der 2004 eingerichtet wurde, fast vollständig verbraucht und 4,3 Mrd. Zloty (974 Mio. Euro) für Investitionen erhalten. “Dadurch sind rund 400.000 Arbeitsplätze entstanden”, erklärte die Wirtschaftswissenschaftlerin Elzbieta Krynska vom Institut für Arbeit und soziale Fragen der Zeitung.

Das Ministerium für Regionalentwicklung stellte zum Jubiläum fest, dass Polen seit dem Beitritt insgesamt 26,5 Mrd. Euro an Unterstützung aus Brüssel erhielt. Dies habe beim Wirtschaftswachstum zu einem Plus von rund 1,75 Prozentpunkten jährlich geführt, heißt es in dem Bericht.

Die “Gazeta Wyborcza” veröffentlichte allerdings auch eine Negativliste der Punkte, die Polen in den vergangenen Jahren nicht durchsetzen konnte. Dazu zählt sie die Schließung der Werften in Szczecin (Stettin) und Gdynia, die von der EU-Kommission beschlossen wurde. Außerdem seien zu wenige Polen in Spitzenpositionen in Brüssel vertreten, so die Zeitung.

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