In der Öffentlichkeit jedoch überwiegen Zweifel an dieser harmlosen Version.
Spätestens seit der Gründung der nationalkonservativen Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) vor fünf Jahren ist klar, dass die beiden Brüder eine Erneuerung Polens als ihre Mission betrachten und je in enger Absprache darauf hinarbeiten.
Die Kaczynskis wollen dabei das Rad der Geschichte zurückdrehen und noch einmal 1990 beginnen. Statt wie Ex-Premier Tadeusz Mazowieckis einen dicken Strich unter die kommunistische Vergangenheit zu ziehen soll diesmal eine gründliche Dekommunisierung erfolgen. Die sozialen Härten der Schocktherapie sollen rückgängig gemacht werden. Kein Wunder, haben vor allem die Wendeverlierer für Lech Kaczynski gestimmt.
Das polnische Volk, müde und zermürbt nach vier Jahren Linksregierung mit vielen Korruptionsskandalen, sehnt sich nach Ordnung und einem heilen, bemutternden Staat. Dass dies bei den leeren Staatskassen unmöglich ist, ging im Wahlkampfgetöse unter. So ist es auch anderswo – nicht nur in Polen.
Typisch polnisch hingegen ist die Biographie Lech Kaczynskis, in der das Unrecht des Zweiten Weltkriegs zentral ist. Als Bürgermeister Warschaus hat er sich vor allem um Kriegsveteranen gekümmert, EU-Dotationen oder die Beziehung zur Partnerstadt Berlin waren für ihn eher nebensächlich. Als Präsident will er sich nun sein Augenmerk um die Innenpolitik legen, obwohl das Amt andersherum konzipiert ist.
Polens Einfluss in der Welt, der von Kaczynskis Vorgängern Lech Walesa und Aleksander Kwasniewski sorgsam gehegt wurde, wird darunter leiden – selbst dann, wenn Kaczynski auf die Deutschland angedrohten Reparationsforderungen verzichten sollte.