In mehreren am Donnerstag veröffentlichten Umfragen sprachen sich bis zu zwei Drittel der Befragten für einen Rücktritt des nationalkonservativen Regierungschefs Jaroslaw Kaczynski und seines Kabinetts aus.
Die Krise nach dem Bruch der Koalition von Kaczynskis Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) und der radikalen Bauernpartei Samoobrona hatte sich weiter zugespitzt, nachdem der Privatsender TVN am Dienstagabend ein mit versteckter Kamera aufgenommenes Gespräch von Kaczynskis Kabinettschef mit der Samoobrona-Abgeordneten Renate Beger ausgestrahlt hatte.
In diesem Gespräch war Beger ein Posten als Staatssekretärin in Aussicht gestellt worden, sollte sie sich entscheiden, die Samoobrona zu verlassen und die Regierung zu unterstützen. Kaczynski hatte das Treffen am Mittwochabend in einer Fernsehansprache als normales Gespräch bei der Suche nach einer neuen Mehrheit für die Regierung bezeichnet. Von politischer Korruption zu sprechen, sei Lüge und Heuchelei.
In einer Telefonumfrage im Auftrag der Zeitung Super Express meinten 67,8 Prozent der befragten Polen, Kaczynski solle zurücktreten. Ähnlich deutlich äußerten sich die Menschen, die im Auftrag der Gazeta Wyborcza befragt wurden. Danach meinten 60 Prozent der Befragten, die Regierung solle zurücktreten. Für eine Selbstauflösung des Parlaments und vorgezogene Neuwahlen nur ein Jahr nach dem Wahlsieg Kaczynskis sprachen sich 64 Prozent aus.
Würde am Sonntag in Polen gewählt, würden laut einer Umfrage im Auftrag des Magazins Wprost nur 18,1 Prozent der Wähler PiS ihre Stimme geben. Die liberale Bürgerplattform dagegen erhielte 34 Prozent der Stimmen, für Samoobrona wollte ein Zehntel der Befragten stimmen.