Sie überstieg damit erstmals die Teuerungsrate während der weltweiten Wirtschaftskrise 2008, die in Spitzenzeiten bei 12,06 Prozent gelegen hatte. Seit dem Vormonat kletterte die Inflation im November um 1,49 Prozent, was leicht über den Erwartungen von Analysten lag.
Erdogan plant keine Kapitalverkehrskontrollen
Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan stellte klar, dass er keine Kapitalverkehrskontrollen plane. Mit diesem Instrument versuchen Länder, den Abfluss von Geld ins Ausland zu stoppen. Erdogan sagte am Montag in Ankara, er müsse Aussagen “korrigieren”, die eine Interpretation in diese Richtung ermöglicht hatten.
Appelle an Geschäftsleute
Am Sonntag hatte der Präsident seine Regierung aufgerufen, Schritte gegen Geschäftsleute zu unternehmen, die in der Türkei erzielte Gewinne ins Ausland schleusten und so “Verrat am Vaterland” begingen. Jetzt bekräftigte Erdogan: “Die Türkei ist ein Land, in dem freie Marktwirtschaft herrscht.” Jeder habe das Recht, sein Geld ins Ausland zu bringen. “Und zweifellos gilt das weiterhin.” Erdogan appellierte zugleich an Geschäftsleute, Vertrauen in die türkische Wirtschaft zu haben.
Kosten für Transporte und Lebensmittel verteuert
Im Jahresvergleich verteuerten sich in der Türkei vor allem Kosten für Transporte (18,56 Prozent) und Lebensmittel (15,78 Prozent). Vize-Ministerpräsident Mehmet Simsek teilte auf Twitter mit, die Regierung rechne im Dezember mit einer niedrigeren Inflationsrate. Die Inflationsrate in der Türkei steigt seit Juli kontinuierlich, zugleich verliert die Türkische Lira an Wert.
Ökonomen: Türkei müsste Zinserhöhungen vornehmen
Nach Einschätzung der meisten Ökonomen müsste die Zentralbank in einer solchen Situation durch Zinserhöhungen gegensteuern. Erdogan spricht sich jedoch dagegen aus, um das Wirtschaftswachstum nicht zu bremsen, das im zweiten Quartal bei 5,1 Prozent lag. Begünstigt wird das Wachstum auch durch Exporte, die wegen des Lira-Verfalls stark zugelegt haben. In der türkischen Wirtschaft sorgen die Inflation und der Wertverlust der Lira, aber auch die zögerliche Haltung der Zentralbank für Verunsicherung.
(APA)