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Plötzlicher Herztod: Risiko durch Antidepressiva größer als gedacht

Antidepressiva könnten langfristig das Risiko für plötzlichen Herztod verdoppeln.
Antidepressiva könnten langfristig das Risiko für plötzlichen Herztod verdoppeln. ©Canva (Sujet)
Eine dänische Studie zeigt: Die Einnahme von Antidepressiva über Jahre hinweg verdoppelt das Risiko für plötzlichen Herztod - besonders bei Menschen über 50.

Eine dänische Studie, vorgestellt beim Europäischen Kongress der Herzrhythmologen (EHRA) in Wien, sorgt für Aufmerksamkeit: Die langfristige Einnahme von Antidepressiva geht mit einem deutlich erhöhten Risiko für plötzlichen Herztod einher. Besonders gefährdet sind Personen, die diese Medikamente über einen Zeitraum von mehr als sechs Jahren einnehmen.

Die im Rahmen der Tagung präsentierte Analyse basiert auf sämtlichen Todesfällen des Jahres 2010 in Dänemark. Untersucht wurden dabei die Daten von 45.701 verstorbenen Personen zwischen 18 und 90 Jahren – darunter 6.002 Fälle von plötzlichem Herztod. Bei 1.981 dieser Fälle lag eine vorherige Einnahme von Antidepressiva vor.

Einnahmedauer von Antidepressiva als entscheidender Risikofaktor

Laut Jasmin Mujkanovic vom Reichshospital Kopenhagen, die die Studie leitete, wurde bislang zwar ein generell erhöhtes Risiko für plötzlichen Herztod bei Menschen mit Depressionen festgestellt – der Einfluss der Einnahmedauer von Antidepressiva war jedoch unbekannt. Die nun präsentierten Ergebnisse legen nahe: Je länger die Einnahme, desto größer das Risiko.

So war bei einer Einnahmedauer von ein bis fünf Jahren das Risiko für plötzlichen Herztod um 56 Prozent erhöht. Bei mehr als sechs Jahren verdoppelte sich dieses Risiko sogar (plus 117 Prozent) im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung ohne Antidepressivabehandlung.

Steigende Gefährdung mit dem Alter

Besonders signifikant war der Risikoanstieg in der Altersgruppe der 50- bis 59-Jährigen, wo die Gefahr bei über sechsjähriger Einnahme um 100 Prozent gegenüber einer Behandlungsdauer von ein bis fünf Jahren stieg. Aber auch in höheren Altersgruppen blieb ein deutlich erhöhtes Risiko bestehen – bei den 70- bis 79-Jährigen lag es immer noch bei plus 20 Prozent.

In der jüngsten Altersgruppe (18 bis 29 Jahre) konnte hingegen kein signifikanter Risikoanstieg festgestellt werden.

Ursachen für erhöhtes Risiko noch nicht geklärt

Die Autorinnen und Autoren der Studie weisen darauf hin, dass die Ursachen des erhöhten Risikos noch unklar sind. Sowohl direkte Effekte der Medikamente auf das Herz als auch Lebensstilfaktoren und Begleiterkrankungen könnten eine Rolle spielen. Mujkanovic betont: „Jene, die Antidepressiva über sechs Jahre oder länger einnahmen, hatten ein höheres Risiko als jene, die sie nur ein bis fünf Jahre verwendeten – verglichen mit Menschen ohne Antidepressivabehandlung.“

Trotz der alarmierenden Zahlen betonen die Forscherinnen und Forscher die Bedeutung von Antidepressiva für viele Patientinnen und Patienten mit schweren psychischen Erkrankungen. Weitere Untersuchungen seien notwendig, um die Mechanismen besser zu verstehen.

(APA/Red)

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