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Plädoyers im Blutdiamanten-Prozess

In dem sogenannten Blutdiamanten-Prozess gegen Liberias Ex-Diktator Charles Taylor vor dem UNO-Sondertribunal in den Niederlanden hat am Dienstag mit dem Schlussplädoyer der Anklage die entscheidende Phase begonnen. Der 62-Jährige muss sich als erster ehemaliger Staatschef Afrikas wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit verantworten. Am Mittwoch bekommt die Verteidigung das Wort zu ihrem Schlussplädoyer. Mit einem Urteil wird erst im Sommer gerechnet.

Der britische Verteidiger von Taylor, Courtenay Griffiths, ignorierte am Dienstag Aufforderungen des Sondertribunals zu bleiben, nachdem er sich zuvor einen hitzigen Wortwechsel mit den Richtern geliefert hatte. Diese wollten eine schriftliche Zusammenfassung der Verteidigung nicht akzeptieren. Die Anklage wirft Taylor vor, blutrünstige Rebellen in Liberias Nachbarland Sierra Leone ausgerüstet und gesteuert zu haben.

“Charles Taylor trägt größte Verantwortung für die furchtbaren Verbrechen, die dort begangen wurden”, sagte Staatsanwältin Brenda Hollis aus den USA vor dem Sondertribunal für Sierra Leone in Leidschendam. Dazu gehörten Massenvergewaltigungen, die Verstümmelung von Dorfbewohnern und die Zwangsrekrutierung von Kindern als Kämpfer. “Unschuldige Menschen wurden wie Vieh behandelt”, sagte Hollis. Laut Anklage haben die Mörderbanden der “Revolutionären Vereinigten Front” (RUF) Taylor für Waffenlieferungen mit geraubten Rohdiamanten bezahlt. Dem Bürgerkrieg in Sierra Leone waren nach UNO-Schätzungen bis 2001 mehr als 250.000 Menschen zum Opfer gefallen.

Taylor bestreitet, je im Besitz von Blutdiamanten gewesen zu sein, noch die RUF-Rebellen im Bürgerkrieg in Sierra Leone mit Waffen versorgt zu haben. Er hat sich in allen elf Anklagepunkten – darunter Mord, Vergewaltigung und die Rekrutierung von Kindersoldaten – für nicht schuldig erklärt.

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