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Pläne für US-Angriff auf Irak

Egal, welche Pläne US-Präsident George W. Bush bezüglich Irak hegt, sollte er sich für einen Angriff entscheiden, wird dieser mit ziemlicher Sicherheit aus der Luft beginnen.

US-Kampfflugzeuge und Tomahawk-Marschflugkörper würden nach Ansicht von Beobachtern zunächst auf die relativ hoch entwickelten Flugabwehrstellungen zielen.

Dabei würden sich die Angriffe nicht auf die irakischen Boden-Luft-Raketen und Flugabwehrgeschütze selbst konzentrieren, sondern auf die Radar- und Kommunikationsanlagen, über die sie miteinander verbunden sind. „Man muss nicht jedes einzelne Teil eines Luftverteidigungssystems vernichten“, sagt der General im Ruhestand Merrill McPeak, der die US-Luftwaffe während des Golfkriegs kommandierte. Ziel der USA wäre, die Luftoberhoheit zu erlangen, um ungestört irakische Einrichtungen bombardieren und Bodentruppen unterstützen zu können.

Die Luftangriffe würden darauf abzielen, Präsident Saddam Hussein und andere irakische Führungsmitglieder zu isolieren oder zu töten und Saddam Husseins Elitetruppe, die Einheiten der Republikanische Garde, und andere interne Sicherheitsmechanismen zu schwächen. Verteidigungsminister Donald Rumsfeld hat bereits angekündigt, dass eine US-Militäraktion sich auf Saddam Hussein konzentrieren würde, nicht auf die irakische Infrastruktur.

Die ersten Luftangriffe würden darüber hinaus darauf abzielen, die Einrichtungen für atomare, chemische und biologische Waffen und die irakischen Langstreckenraketen zu zerstören. Von diesen Anlagen hat der US-Geheimdienst nach eigenen Angaben zwar Kenntnis, doch lassen sie sich andererseits leicht verbergen. Viele Experten stimmen daher darin überein, dass das Ziel einer Absetzung Saddam Husseins und die Vernichtung der verbotenen Waffen nur mit dem Einsatz von Bodentruppen zu erreichen sei. Diese könnten bereits wenige Tage nach den ersten Luftangriffen in Irak einmarschieren.

„Es wird nicht möglich sein, sich aus der Luft mit den Massenvernichtungswaffen zu beschäftigen“, sagt auch Rumsfeld. Dazu müsse man Waffen einsetzen, „die einige Wirkungen hätten, die nicht nett wären“. Er bezog sich damit auf Atomwaffen, die nötig wären, um unterirdische Bunker zu sprengen. Nach Ansicht mancher Experten ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Saddam Hussein auf den Einsatz von Massenvernichtungswaffen zurückgreifen würde. Die US-Streitkräfte verfügen zwar über Ausrüstung, Ausbildung und Impfungen, um mit chemischen und biologischen Waffen fertigzuwerden, doch würde deren Einsatz einen Vormarsch der Truppen verzögern.

„Das würde die amerikanischen Truppen oder deren Verbündete zwar nicht davon abhalten, ihre Mission zu vollenden, aber sie würde schwieriger, und es gäbe mehr Opfer“, sagt der frühere UN-Waffeninspekteur Raymond Zilinskas. Beide Seiten konnten die Taktik und die Fähigkeiten des jeweils anderen seit mehr als einem Jahrzehnt in den beiden Flugverbotszonen im Norden und Süden Iraks eingehend studieren. Es gab keine Gefechte in der Luft, doch haben die irakischen Flugabwehrschützen gelernt, ihre Radargeräte erst im letzten Moment einzuschalten um zu verhindern, von US-Raketen oder Kampfflugzeugen aufgespürt zu werden. Darüber hinaus hat Irak Flugabwehrstellungen nach US-Angaben in Wohngebieten und sogar in einem Vergnügungspark aufgebaut.

Luftangriffe der USA würden möglicherweise versuchen, einige Kommunikationswege zwischen der Regierung in Bagdad und der Armee im Rest des Landes zu erhalten. Denn es besteht die Furcht, dass niederrangige Kommandeure, wären sie von Bagdad abgeschnitten, aus Verzweiflung chemische oder biologische Waffen einsetzen könnten. Erfahren sie aber genug um zu erkennen, dass der Krieg für sie ungünstig verläuft, könnten sie möglicherweise die Waffen strecken oder die Seiten wechseln.

Nach der ersten Angriffsrunde, die Tage oder Wochen dauern könnte, würden die USA möglicherweise eine Pause einlegen um zu beurteilen, ob es bereits Anzeichen für Desertionen oder Aufstände in der Bevölkerung gibt. Im Golfkrieg ergaben sich zehntausende irakische Soldaten. „Die Armee hat schon häufiger erkannt, dass es für sie besser ist, nicht lange zu kämpfen“, sagt Rumsfeld.

Die Schätzungen über die Zahl der benötigten Bodentruppen schwanken von 50.000 bis zu 350.000 oder mehr. Im Golfkrieg waren mehr als 500.000 Soldaten der Alliierten im Einsatz. So viele US-Soldaten in die Region zu transportieren, könnte nach Expertenansicht bis zu drei Monate dauern. Allerdings sind Tausende bereits dort stationiert oder nehmen an Manövern teil. Für einen Einmarsch in Irak hätten die USA mehrere Optionen: US-Soldaten könnten von Kuwait nach Norden auf Bagdad marschieren oder von der Türkei nach Süden. Flugzeuge könnten Soldaten quasi überall in Irak absetzen, und schließlich könnten die USA eingenommene irakische Stützpunkte als Basis nutzen. Nur ein Angriff von Westen, aus Saudi-Arabien, oder von Osten – Iran – wird praktisch ausgeschlossen.

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