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Placido Domingos Stimme versagte

Zwischenzeitliche Stimmprobleme taten der Begeist­erung keinen Abbruch. Unter freiem Himmel bot der 66-Jährige ein abwechslungsreiches Programm.

Der Spagat zwischen anspruchsvollen Opernwerken, unter anderem von Richard Wagner, und beschwingten Stücken aus Operetten und Musicals gelang. Sogar zum Mitsummen animierte der Maestro sein Publikum.

Vor der eindrucksvollen Kulisse des Wiesbadener Kurhauses, dessen hundertjähriges Jubiläum mit dem Gala-Konzert gefeiert wurde, gelang es dem Weltstar, seine Fans bei zunehmend kühler Witterung am Abend über zweieinhalb Stunden lang zu fesseln. Der 1941 in Madrid geborene Künstler machte deutlich, warum er in aller Welt gefeiert wird: Sein Gesang berührt.

Auf seiner Homepage mit Tipps, wie man Zugang zur Oper finden kann, empfiehlt Domingo: „Man sollte nicht nur Ohren und Augen öffnen, sondern vor allem sein Herz.“ Auch in Wiesbaden erreichte er die Herzen seiner Zuhörer. Stimme und ausgeprägte Mimik sind voller Gefühl, Hingabe, Dramatik und Emotion, kommen aber ohne Kitsch aus. Die Zuhörer leiden, fiebern und bangen mit Domingo mit.

Wer soviel Sympathien genießt, darf sich auch Patzer erlauben. Zwei Mal in der ersten Konzerthälfte, bei „Lamento di Federico“ aus Francesco Cileas „L’Arlesiana“ und bei „Winterstürme“ aus Richard Wagners „Walküre“, brach der Sänger mittendrin ab. Er schien sich verschluckt zu haben, klopfte sich auf die Brust, hustete und entschuldigte sich: „Es tut mir leid, irgendetwas ist seltsam. Beim Singen fühle ich mich wohl, an der Stimme liegt es eigentlich nicht.“

Unter großem Applaus setzte Domingo neu an und meisterte beide Stücke dann bis zum Schluss. Nicht nur Domingo, auch die Philharmonie Baden-Baden unter Leitung des temperamentvollen New Yorker Dirigenten Eugene Kohn, sowie Ana Maróa Martónez überzeugten. Die junge Sopranistin erntete großen Applaus sowohl für ihre Soloauftritte wie für ihre Duette mit Domingo. Dieser nannte sie ein „herausragendes Talent“.

Nach dem anspruchsvollen ersten Teil mit Arien und Duetten etwa aus „Der Barbier von Sevilla“ oder „Otello“, hatte Domingo nach der Pause „Hits“ versprochen. Er und Martónez lösten dieses Versprechen ein mit bekannten Stücken aus Musicals, Operetten und Zarzuelas, der spanischen Form der Operette. „Das Land des Lächelns“, „Die Lustige Witwe“ sowie „My Fair Lady“ boten Stoff für eine beschwingte zweite Konzerthälfte, in der auch Mitsummen oder Mitsingen erlaubt war. Nach zahlreichen Zugaben, darunter „Besame mucho“ und „Granada“, krönte ein prächtiges Feuerwerk das Konzert. „Dafür lohnt sich sogar eine Erkältung“ meinte eine frierende, aber begeisterte Konzertgängerin beim Verlassen des Konzertgeländes.

Am 9. und 12. August singt Domingo gemeinsam mit Rolando Villazon bei den Salzburger Festspielen ein Zarzuela-Programm.

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