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Pius-Bruderschaft teilt jetzt aus

Die wegen ihres als Holocaust-Leugner hervorgetretenen Bischofs Richard Williamson ins Kreuzfeuer der Kritik geratene traditionalistische Priesterbruderschaft ist nun selbst in die Offensive gegangen und hat schwere Vorwürfe gegen die deutsche Bischofskonferenz erhoben. Vorbericht | Williamson soll gehen

 ”Das Verhalten der deutschen Bischöfe ist nicht vom Geist der Brüderlichkeit getragen”, hieß es in einer am Freitag auf der Internetseite der Pius-Brüder veröffentlichten Erklärung des Distriktoberen für Deutschland, Pater Franz Schmidberger. Vielmehr gehe es den Bischöfen darum, “Tabuzonen” zu errichten.

Schmidberger forderte die deutsche Bischofskonferenz auf, den “verleumderischen Vorwurf des Antisemitismus oder Antijudaismus” gegen die Pius-Bruderschaft zurückzunehmen. Statt den Dialog zu suchen, handelten die Bischöfe gegen das Signal aus Rom, “welches durch die (von Benedikt XVI. verfügte) Rücknahme des Exkommunikationsdekrets (von Johannes Paul II. gegen die vom verstorbenen FSSPX-Gründer Erzbischof Marcel Lefebvre 1988 unerlaubt geweihten vier Bischöfe) gesetzt wurde, und lehnen jedes Gesprächsangebot vonseiten der Bruderschaft ab.”

Zu der Forderung nach Anerkennung der Autorität von Papst Benedikt XVI. sagte Schmidberger, die Bruderschaft habe diese nie infrage gestellt. Er ging noch weiter: “Die Pius-Bruderschaft stellt im Gegenteil innerhalb des deutschen Episkopats eine unterschwellige Ablehnung der päpstlichen Autorität fest.” Dies zeige das aus ihrer Sicht mitunter höchst zögerliche Verhalten gegenüber Erlässen aus Rom. Als Beispiele nannte der Distriktobere unter anderen die Möglichkeit, Gottesdienste nach dem vorkonziliaren lateinischen Ritus zu feiern. Die von Benedikt XVI. mit dem “Motu proprio” 2007 wieder allgemein zugelassene tridentinische Messe geht auf die Liturgiereform des Konzils von Trient (1545-63) zurück. Ihre Wiederzulassung als “außerordentlicher Ritus” ist in verschiedenen deutschen Diözesen auf Widerstand gestoßen.

Die vom Vatikan zur uneingeschränkten Anerkennung der Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils aufgeforderten Pius-Brüder berufen sich auch auf eine Aussage von Kardinal Joseph Ratzinger aus dem Jahr 1988: “Die Wahrheit ist, dass das Konzil selbst kein Dogma definiert hat und sich bewusst in einem niedrigeren Rang als reines Pastoralkonzil ausdrücken wollte; trotzdem interpretieren es viele, als wäre es fast das Superdogma, das allen anderen die Bedeutung nimmt”.

Mit Blickrichtung auf Bischof Williamson betonte Schmidberger erneut, die deutschen Pius-Brüder hätten sich rasch und unmissverständlich “von jeder Art von Verharmlosung der Naziverbrechen distanziert und bei den Betroffenen für diese Aussagen entschuldigt”. Zum Abschluss ihrer Frühjahrs-Vollversammlung in Hamburg hatte die Bischofskonferenz am Donnerstag vom Vatikan eine baldige Erklärung zum Umgang mit den Traditionalisten und eine bessere Kommunikation innerhalb der katholischen Kirche gefordert. Der Wiedereingliederung der Pius-Brüder in die katholische Kirche räumte sie kaum Chancen ein.

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