PISA-Studie: So werden Disziplin, Unterricht und digitale Medien bewertet

In der PISA-Studie werden üblicherweise nicht nur die Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler in den Bereichen Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften analysiert. Zusätzliche Informationen werden auch in einem Fragebogen abgefragt, der Faktoren wie Migrationshintergrund und sozioökonomischen Hintergrund betrachtet. Darüber hinaus werden die Jugendlichen gebeten, ihre Einschätzung zum Unterricht in dem jeweiligen Schwerpunktthema (in diesem Jahr Mathematik) anzugeben.
Disziplin in Österreich laut PISA-Studie besser, Unterricht schlechter
Das disziplinäre Klima wird durch die Zustimmung zu verschiedenen Aussagen und die Bewertung ihrer Häufigkeit gemessen. Zum Beispiel, ob es laut und chaotisch ist, sowie wie oft dies der Fall ist (z.B.: "Es ist laut und alles geht durcheinander" und dann: "in jeder Stunde/in den meisten Stunden/in einigen Stunden/nie oder fast nie etc.). Ähnlich funktioniert die Skala zur Bewertung der Unterstützung durch die Lehrer (z.B.: "Die Lehrerin/der Lehrer interessiert sich für den Lernfortschritt jeder Schülerin/jedes Schülers"). Die Qualität des Mathematikunterrichts wird hingegen anhand einer einfachen Bewertung auf einer zehnstufigen Skala gemessen, wobei zehn die beste Note ist (Österreich: 6,2, OECD: 6,4).
Auch wurde ermittelt, welche Art von Matheaufgaben im Unterricht behandelt werden: Formalen Aufgaben, wie beispielsweise Gleichungen, wurden etwas häufiger eingesetzt als im Durchschnitt der OECD-Länder. Kompetenzen des 21. Jahrhunderts, wie beispielsweise Tabellenkalkulation und mathematisches Darstellen von Sachverhalten, wurden etwa genauso häufig unterrichtet wie in anderen OECD-Staaten.
PISA-Studie zeigt Angst vor Mathematik in Österreich geringer
In Österreich ist die Zuversicht, "formale" Aufgaben bewältigen zu können (z.B. das Ablesen der Reisedauer zwischen zwei Orten aus einem Zugfahrplan oder das Berechnen des Preisanstiegs eines Computers, wenn die Mehrwertsteuer hinzugefügt wird), im Vergleich zu anderen Ländern ausgeprägter. Hinsichtlich mathematischer Argumentation und Fähigkeiten des 21. Jahrhunderts (z.B. das Codieren/Programmieren von Computern oder das Interpretieren mathematischer Lösungen in Bezug auf alltägliche Probleme) unterscheiden sich österreichische Jugendliche jedoch kaum von Gleichaltrigen.
In Österreich ist die Mathematikangst im Vergleich zu anderen Ländern etwas weniger ausgeprägt. Dies wurde anhand der Zustimmung zu Aussagen wie "Ich befürchte, in Mathematik schlechte Noten zu bekommen" oder "Ich fühle mich unsicher beim Lösen von Mathematikaufgaben" festgestellt.
Schüler fühlen sich bei Umgang mit digitalen Geräten sicher
Digitale Medien gewinnen in Schulen nicht erst seit der Coronapandemie an Bedeutung. Nach der aktuellen PISA-Studie werden digitale Medien in Österreich im Vergleich zu anderen OECD- bzw. EU-Ländern etwas weniger häufig eingesetzt. Etwa ein Drittel der Schüler gibt an, dass in den Fächern Deutsch, Mathematik und Naturwissenschaften in mehr als der Hälfte der Unterrichtsstunden digitale Technologien verwendet werden.
Im Schnitt fühlen sich laut Studie drei Viertel der Schülerinnen und Schüler sicher im Umgang mit digitalen Geräten, Schulplattformen und Videokommunikationsprogrammen. Die Coronapandemie habe aber auch gezeigt, dass die Schüler sich plagen, sich dafür zu motivieren.
Nutzung digitaler Medien in Schule kann sich positiv auswirken
Moderate Nutzung digitaler Medien kann sich durchaus positiv auf die Leistungen auswirken: Schüler, die im Unterricht bis zu eine Stunde pro Tag digitale Endgeräte nutzten, schnitten bei der PISA-Studie um 14 Punkte besser ab als ihre Alterskollegen, die gar keine digitalen Medien im Unterricht nutzten - und das unabhängig vom sozioökonomischen Hintergrund der Jugendlichen (Bildung und Beruf der Eltern, materieller Wohlstand). Dieser Punkteabstand entspricht in etwa einem dreiviertel Schuljahr.
Gleichzeitig haben digitale Endgeräte in der Schule laut PISA 2022 aber auch negative Auswirkungen auf die Schüler. 45 Prozent gaben an, dass sie nervös oder unruhig würden, wenn ihr Handy nicht in ihrer Nähe ist - und schnitten laut OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher bei PISA schlechter in Mathe ab, zeigten sich laut Befragung unzufriedener mit ihrem Leben und waren weniger resistent gegen Stress.
OECD für klare Richtlinien für den Einsatz digitaler Geräte in Schulen
65 Prozent der befragten Schülerinnen und Schüler gaben außerdem an, dass sie abgelenkt seien, wenn digitale Endgeräte in Mathematik-Stunden zum Einsatz kommen. Diese Schüler schnitten um 15 Punkte schlechter ab als ihre Klassenkollegen, die sich davon nicht abgelenkt fühlten. Noch problematischer ist laut Erhebung exzessive Handynutzung zum Zeitvertreib: Schüler, die angaben, ihr Handy maximal eine Stunde pro Tag zum Zeitvertreib zu nutzen, erreichten bei der PISA-Studie 49 Punkte mehr als jene, die eine Nutzungsdauer von fünf bis sieben Stunden angaben.
In 13 der PISA-Teilnehmerländer und -regionen haben die Schulen mit Handyverboten darauf reagiert, darunter etwa Albanien, Griechenland und Spanien. In diesen Ländern seien die Schüler laut Analysen weniger abgelenkt - mit diversen positiven Folgen. Schulregeln zur Handynutzung hatten indes laut Schleicher kaum eine Auswirkung. Für OECD-Generalsekretär Mathias Cormann zeigen diese Ergebnisse deshalb erneut, dass es bessere Richtlinien dafür brauche, wie digitale Endgeräte sinnvoll in Schulen eingesetzt werden können.
(APA/Red)