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PIRLS: "Eltern nicht aus der Verantwortung entlassen"

"Nicht überrascht" haben die Ergebnisse der Lese-Studie PIRLS die Leiterin des Internationalen Instituts für Jugendliteratur und Leseforschung in Wien, Karin Haller. Das habe sich schon seit längerem abgezeichnet.

“Wenn sich die Struktur des Bildungssystems nicht grundlegend ändert, werden sich auch die Ergebnisse nicht ändern”, meinte Haller. Aber die Schule alleine könne nicht alles leisten, man “kann die Eltern nicht aus der Verantwortung entlassen”.

Eltern sind mit verantwortlich

Haller ortet “sehr verschiedene Gründe” für das mittelmäßige Abschneiden Österreichs bei PIRLS. So gebe es noch zu wenig individuelle Förderung. “Je kleiner die Schulklassen und je mehr Lehrer in der Klasse sein können, desto besser ist die Ausbildung und desto früher können Leseschwächen erkannt werden”, sagte Haller.

Doch die Schule könne nicht 100 Prozent dessen abdecken, was im Lebensumfeld des Kindes nicht geschehe. Wenn das Buch als selbstverständliche Freizeitgestaltung der Eltern integriert sei, habe es auch einen anderen Stellenwert für das Kind. Auch frühes Vorlesen bis hin zu der Zeit, wo das Kind schon selbst lesen kann, sei wichtig. “Die gemeinsame Begegnung mit dem Buch ist ein Schlüsselerlebnis.”

Bei der Frage nach der Konkurrenz zum Buch wie Computer und Internet legt Haller Wert auf die Unterscheidung zwischen “Lesekompetenz” und “belletristischem Lesen”. Denn auch zum Lesen von SMS und Internet benötige man Lesekompetenz.

Viele Studien würden zeigen, dass Kinder, die gerne lesen, auch viele andere Medien nutzen. Sie sei daher keine Freundin von Konkurrenzdenken, es gehe vielmehr darum, “Medienkompetenz bei den Kindern zu gründen, damit sie mit allen Medien gut umgehen können – das Buch ist nur ein Teil davon”.

Für Haller kann es “nicht das einzige Ziel sein, dass ein Kind gut lesen kann”. Es gehe in der Schule darum, dass Kinder die Kulturtechniken beherrschen und ein glückliches Leben führen können. Es gehe darum, ein Kind mit individuellen Stärken und Schwächen wahrzunehmen, es zu fördern und darauf einzugehen.

Das erfordere “Kooperation auf allen Linien, etwa nicht nur in der Lehrer-, sondern auch der Elternfortbildung”. Maßnahmen müssten gut vorbereitet, koordiniert und langfristig sein. Wichtig wäre für Haller auch, dass das Thema unabhängig vom Erscheinen großer internationaler Studien diskutiert werde, also “nicht anlassbezogen, sondern kontinuierlich”.

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