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Piraten wollen davon profitieren, dass die klassischen Politiker „schlafen“

Die Piratenpartei befindet sich in Deutschland im Aufwind. Wird jetzt auch Österreich "geentert"?
Die Piratenpartei befindet sich in Deutschland im Aufwind. Wird jetzt auch Österreich "geentert"? ©AP
Der Chef der deutschen Piratenpartei, Sebastian Nerz, freut sich naturgemäß darüber, dass es seine Freunde in Österreich erstmals geschafft haben, in ein Parlament zu kommen; bei der Gemeinderatswahl in Innsbruck erreichten sie am Sonntag ein Mandat.

Im VN-Interview sieht der 28-jährige eine rosige Zukunft für die Partei. Tatsächlich liegen die Piraten in Deutschland aktuellen Umfragen zufolge mit 13 Prozent schon vor den Grünen. Nerz erklärt sich den Höhenflug damit, dass die klassischen Parteien die Entwicklung zur Informationsgesellschaft verschlafen hätten. 2013 sieht er sich und seine Freunde im Bundestag, einer Regierungsbeteiligung steht er offen gegenüber.

Herr Nerz, in Österreich sind die Piraten in ein Parlament gekommen. Ist das erst der Anfang? Sehen Sie auch so viel Potenzial wie in Deutschland?
NERZ: Ich gratuliere meinen Freunden in Innsbruck ganz herzlich. Natürlich haben die Piraten auch in Österreich ein erhebliches Potenzial. Es geht ja nicht um nationale Besonderheiten, sondern um gesellschaftliche Veränderungen, die sich auch auf die Politik auswirken.

Wovon profitieren die Piraten konkret? Wie schaffen sie es, immer wieder zu punkten, obwohl sie auch als Chaotengruppe wahrgenommen werden, die sich nur aufs Internet beschränkt?
NERZ: Die Piratenpartei hat sich in den letzten Jahren programmatisch sehr stark verbreitert: Wir decken nicht nur die klassischen Kernthemen ab, sondern auch Sozialpolitik, Umweltpolitik usw. Außerdem zeigen wir, dass transparente, offene Politik möglich ist; das überzeugt viele Menschen.

Was heißt offene Politik? Bürgerbeteiligung?
NERZ: Die Menschen stärker in die Politik einzubinden. Wobei ich jetzt nicht so sehr an Volksabstimmungen denke. Es geht darum, Gesetzgebungsprozesse zu öffnen: Jeder soll sich in die Debatte einbringen können. Neue Technologien machen das noch einfacher.

Haben die Altparteien diese Entwicklung verschlafen?
NERZ: Ja. Politiker glauben, die Netzgesellschaft sei eine Parallelgesellschaft. Dabei ist das Realität, online und offline bewegen sich ein und dieselben Menschen. Die neuen Möglichkeiten, Informationen aufzugreifen und miteinander zu diskutieren, muss man daher viel stärker nützen.

Wo sehen Sie die Piraten in fünf, zehn Jahren?
NERZ: Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir 2013 in den Deutschen Bundestag gewählt werden. Und wenn es die Piratenpartei in Österreich schafft, entsprechende Strukturen aufzubauen, hat auch sie einen sehr deutlichen Aufstieg vor sich.

Was ist das Ziel? Regierungsverantwortung?
NERZ: Wir scheuen uns nicht, Regierungsverantwortung zu übernehmen. Aber wenn andere Parteien aus Angst vor uns unsere Inhalte umsetzen, ist uns das auch recht.

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