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Pippi tanzt mit dem Weihnachtsbaum

Rechtzeitig zu Weihnachten wurde eine unbekannte Weihnachtsgeschichte von Pippi Langstrumpf auf der Rückseite eines 1949 veröffentlichten Pappbogens entdeckt.

Pelle, Bosse und die kleine Inga wundern sich über den Lärm im Treppenhaus, aber wenn ein Pferd die Treppe heraufkommt, gibt es nun mal ein mordsmäßiges Spektakel. Umso mehr, wenn es auch noch Pippi Langstrumpf als Weihnachtsmann und Herrn Nilsson, ihren kleinen Affen, auf dem Rücken trägt. So hat Astrid Lindgren ihre berühmte Kinderbuchheldin in einer bisher unbekannten Weihnachtsgeschichte eingeführt. „Pippi Langstrumpf feiert Weihnachten“ heißt sie und wurde vor wenigen Wochen von Lena Törnqvist, der Sekretärin der gerade gegründeten schwedischen Astrid-Lindgren-Gesellschaft, in der Königlichen Bibliothek in Stockholm entdeckt.

Törnqvist fand die eher kurze Geschichte auf der Rückseite eines 1949 veröffentlichten Pappbogens zum Ausschneiden von Pippi-Figuren. Da sie selbst nie von Pippi Langstrumpf als reitendem Weihnachtsmann gehört hatte, durchforstete die gelernte Bibliothekarin alle zugängliche Literatur und befragte auch die Familie der im Jänner mit 94 Jahren gestorbenen Autorin. „Niemand kannte die Geschichte. Die Leute haben eben alle die Figur ausgeschnippelt, und die Geschichte ging verloren“, berichtete Törnqvist am Dienstag im Rundfunk.

Es handele sich sicher nicht um eine der besten Lindgren-Geschichten, meinte die von ihrem „Jagdglück“ dennoch restlos begeisterte Finderin. Zwei Tage nach dem ersten Advent konnten sich die Leser von „Aftonbladet“ bereits selbst ein Bild machen, als Schwedens größte Zeitung den Text vollständig abdruckte. Tatsächlich ist die Handlung nicht unbedingt originell. Die Geschwister Pelle, Bosse und Inga sitzen am Heiligen Abend traurig und alleingelassen in der elterlichen Wohnung im zweiten Stock eines Mietshauses in der Winkelstraße. Die Mamma liegt im Krankenhaus, und der Pappa durchstreift als Kapitän die Weltmeere. „Keine Weihnachtsgeschenke! Nichts Leckeres zu essen! Der schrecklichste Weihnachtsabend, den ich jemals erlebt habe“, lautet die äußerst traurige Lageeinschätzung von Pelle.

Aber dann kommt Pippi von ihrer Villa Kunterbunt und trägt auch noch einem Weihnachtsbaum mit brennenden Kerzen auf dem Haupt. Gegenüber der ziemlich unüblichen Kostümierung erscheinen Pippis Geschenke überraschend konventionell. Für alle gibt es Apfelsinen, Äpfel, Nüsse, Karamellbonbons und Marzipanschweine. Die Jungens werden mit Spielzeugautos, Flugzeug, Eisenbahn und Dampfmaschine bedacht, während Schwesterchen Inga eine Puppe und ein „kleines Goldherzchen“ bekommt.

Wieder eigenwilliger fällt Pippis Absage an das in Schweden übliche Tanzen um den Christbaum aus. „Wieso soll der Baum keinen Spaß haben? Niemals darf er mittanzen“, heißt es da. Also wird im zweiten Stock der Winkelstraße nicht um, sondern mit dem Weihnachtsbaum getanzt. Die kleine Inga sagt, bevor sie ein komplettes Marzipanschwein verschluckt: „Wir hatten noch nie so einen lustigen Weihnachtsabend“. Astrid Lindgren schließt ihre Geschichte mit den Sätzen: „Sicher war auch der Baum froh. Er war ja der erste Weihnachtsbaum, der mittanzen durfte.“

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