Einen noch höheren Preis erzielte bislang nur ein anderes Werk von Picasso, Junge mit Pfeife. Es wurde vor zwei Jahren für 104 Millionen Dollar verkauft. Der Käufer von Dora Maar mit Katze war ein auch unter Kennern unbekannter Herr aus den hinteren Reihen des Auktionssaals. Der vermögende Kunstliebhaber – Alter Mitte 40 – erstand gleich auch noch einen Monet und einen Chagall. Seine Sitznachbarn sagten hinterher, er habe Russisch gesprochen.
Auch das Auktionshaus Sothebys zeigte sich von dem erzielten Preis überrascht, es hatte mit der Hälfte gerechnet. Der aus Deutschland stammende Auktionator Tobias Meyer sagte: Die Energie im Raum war unglaublich. Für emotional aufgeladene Bilder wie die von Pablo Picasso sei der Markt gerade perfekt. Das 130 mal 97 Zentimeter große Bild war von der Familie Gidwitz aus Chicago auf den Markt gebracht worden und davor fast 40 Jahre lang nicht mehr in der Öffentlichkeit zu sehen gewesen. Sothebys soll den Verkäufern einen Mindestertrag von 53 Millionen Dollar garantiert haben – eine riskante Strategie, die sich aber auszahlte.
Dora Maar (1907-1997) hieß eigentlich Henriette Theodora Markowitsch und wurde als Tochter französisch-kroatischer Eltern in Paris geboren. Sie wuchs aber in Argentinien auf und sprach deshalb perfekt Spanisch. Nach Paris zurückgekehrt, entwickelte sie sich in den 30er Jahren zu einer führenden Fotografin mit vielen Kontakten in der Kunstszene.
1936 kam es im Pariser Café Deux Magots zur Begegnung mit dem 26 Jahre älteren Picasso. Es begann eine dramatische und höchst befruchtende Liebesbeziehung. Picasso malte und zeichnete sie immer aufs Neue und schuf Skulpturen von ihr. Bei seinem monumentalen Antikriegsbild Guernica assistierte sie ihm und fotografierte den Entstehungsprozess. Dass er sie 1946 für eine andere verließ, soll sie bis zu ihrem Tod nicht verwunden haben. Wie zum Trotz versagte sie sich anderen Männern und suchte stattdessen Trost in der Religion.
Sein Porträt von ihr mit der Katze entstand 1941 im besetzten Paris. Sie ist gleichzeitig frontal und im Profil dargestellt, so dass das Ohr am Auge klebt. Mit der schwarzen Katze auf ihrer Schulter, den klauenartigen Fingern und dem bunten, wild gemusterten Kleid hat die für ihre eleganten Hüte Bekannte etwas Hexenhaftes. Allerdings lächelt sie freundlich.
Die Impressionisten-Versteigerung brachte am Mittwochabend insgesamt 207,6 Mio. US Dollar, das beste Gesamtergebnis einer Sothebys-Auktion moderner und impressionistischer Kunst seit 1990. Zwei andere Picassos, Harlekin mit Stab und Frau im Lehnstuhl, erzielten 10 und 6,7 Millionen Dollar. Ein Akt von Matisse, Zurücklehnende Nackte, von hinten gesehen (1927), fand für knapp 18,5 Millionen Dollar einen neuen Besitzer – ein Rekordpreis für den französischen Künstler.
Erst am Dienstag waren beim Auktionshaus Christies Vincent van Goghs LArlésienne, Madame Ginoux für 40,3 Millionen Dollar und das Picasso-Gemälde Le Repos für 34,7 Millionen Dollar (27,5 Millionen Euro) versteigert worden.