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Phil Lakos: "Ich bin in Wien glücklich!"

Leser fragen – Capitals Verteidiger Phil Lakos antwortet. Im Gespräch mit Thomas Muck spricht der Verteidiger Hüne über Statistiken und den bisherigen Saisonverlauf, die Situation im Faustkampfsektor in der Liga und sein persönliches Image. Weiters blickt der 30-jährige in seine persönliche Zukunft.

Vienna Online: Phil Lakos stellt sich Leserfragen. In deiner Karriere, hast du ein Interview unter interaktiver Beteiligung schon gemacht?

Philippe Lakos: Ich bin mir jetzt nicht sicher. Ich glaube aber, dass ich so ein Interview bisher noch nicht gemacht habe. Meine Karriere ist schon ganz schön lang (lacht) – aber ich kann mich jetzt nicht mehr erinnern.

Vienna Online: Statistisch betrachtet bewegst du dich auf Karrierebestmarken zu. Wie siehst du bisher deine Saison. Wie würdest du sie bewerten?

Philippe Lakos: Ich bin in den statistischen Bereichen heuer gut. Aber hauptsächlich konzentriere ich mich auf mein defensives Spiel. Wenn für mich noch ein paar Punkte herausspringen nehme ich sie natürlich gerne mit.

Vienna Online: In der Plus/Minus Wertung hast du für einen „stay at home“ Verteidiger einen ausgezeichneten Wert. Hat diese Wertung für dich einen besonderen Wert?

Philippe Lakos: Natürlich ist es wichtig am Ende der Saison mit einem Plus auszusteigen. Aber für diesen Wert bin nicht nur ich verantwortlich. Das hängt viel von deinen Mitspielern auf dem Eis ab. Nur gemeinsam können wir in dieser Statistik gut dastehen.

Vienna Online: Für Fans und Experten bist du der einzige „stay at home“ Verteidiger im Kader der Vienna Capitals. Siehst du deine Rolle auf dem Spielfeld dadurch anders und musst du dich dadurch noch mehr auf die Verteidigungsarbeit konzentrieren?

Philippe Lakos: Das war schon immer mein Spiel. Das weiß jeder! In unserer Liga wissen wir von jedem die Stärken und Schwächen. Ich habe überhaupt kein Problem damit, dass ich hinten bin und so der Mannschaft helfe.

Vienna Online: Wie nimmst du es mit der Kategorisierung deines Spielstils? Nimmt man das zur Kenntnis oder ärgert dich diese traditionelle Kategorisierung?

Philippe Lakos: Nein, ich habe überhaupt kein Problem damit. Im Gegenteil! Wie gesagt die Defensive ist meine Stärke. Es ist aus meiner Sicht nichts Schlechtes daran. Also ich bin stolz darauf! (lacht)

Vienna Online: Trainer suchen immer den „perfekten Allroundspieler“ in der Verteidigung. Was fehlt dir? Wo siehst du deine persönliche Schwäche?

Philippe Lakos: Perfekter Verteidiger? Das ist sehr schwierig zu erreichen! Natürlich würde bei mir mehr Offensive dazugehören. Das versuche ich auch heuer in mein Spiel hineinzubringen. Ein perfekter Verteidiger schießt mehr Tore und macht mehr Punkte. Natürlich ist aber auch die Defensive ein sehr wichtiger Teil im Verteidigungsspiel. Ich denke das mache ich ganz gut (schmunzelt).

Vienna Online: Es beginnen jetzt erste Diskussionen die Fight-Regel im Eishockey zu überdenken. Es wird überlegt die zwingende Spieldauerdisziplinarstrafe beim ersten Fight abzuschaffen. Wie denkst du darüber? Würdest du eine Änderung begrüßen?

Philippe Lakos: Auf jeden Fall! Ich habe sehr lange in Kanada und den USA gespielt weiß ich, dass nach einem Fight keine schweren Fouls mehr gibt. Daher würde ich eine Änderung durchaus sehr begrüßen. Ich würde es als gute Idee sehen.

Wenn einer mit dem Schläger ein sehr schweres Foul begeht müsste er sich bei einem ‚tough guy’ rechtfertigen. Da überlegst du dir schon im Vorfeld so eine Aktion. Also ich würde eine Änderung sehr begrüßen!

Vienna Online: Wie auch du schon erwähnt hast meinen NHL-Spieler, dass nach einem Fight das Spiel schneller und sauberer verläuft. Denkst du, dass dieses Argument nicht für eine sofortige Regeländerung in Europa führen sollte?

Philippe Lakos: Die Diskussion darüber geht ja schon einige Zeit. Es ist immer eine schwierige Sache. Jede Seite hat seine Argumente. Ich persönlich bin natürlich dafür. Aber wie so häufig im Leben ist es eine „fünfzig zu fünfzig“ Entscheidung.

Für die Fans wäre eine solche Änderung natürlich auch lustiger. Aber ich denke, darüber könnten wir sehr lange sprechen.

Vienna Online: Wer ist aus deiner Sicht aktuell der beste Faustkämpfer in der Liga?

Philippe Lakos: Du meinst nach mir natürlich, oder? (lacht) Es ist wirklich schwer zu sagen. Weil du darfst keinen Faustkampf auf dem Eis haben. Ich sehe auch die anderen Teams fast nie. Daher habe ich keine Ahnung und kann die Frage nicht wirklich beantworten.

Vienna Online: Wird kämpfen im Eishockey in der Jugend gelernt?

Philippe Lakos: In Nordamerika wird es mehr trainiert weil es auf dem Eis zu mehr Kämpfen kommt. Je mehr du trainierst und je früher du anfängst umso besser wirst du!

Vienna Online: Die Klitschko Brüder werden höchstwahrscheinlich nie im Boxring aufeinander treffen. Würdest du deinen Bruder (Anm.: Andre Lakos spielt bei Red Bull Salzburg) auf dem Eis zum Kampf auffordern?

Philippe Lakos: Wahrscheinlich nicht! Er ist ja doch mein Bruder. Würde irgendwas ganz schlimmes, Außergewöhnliches passieren – man weiß nie! Nie aber grundsätzlich nicht! Da gibt’s andere Möglichkeiten! (lacht)

Vienna Online: Unseren Lesern ist eine Szene noch immer in Erinnerung. Im Vorbereitungsspiel gegen Straubing hast du einen Gegenspieler mit einem schlechten Stoß vom Eis befördert. Davor hat er dir, salopp formuliert, einige „gute Reisevorschläge“ unterbreitet. Wann musst du als Eishockeyspieler Dinge überhören und ruhig bleiben?

Philippe Lakos: Es war eine lustige Situation. Er in Richtung von unseren Goalie gefahren und etwas gesagt – war nicht ganz jugendfrei (schmunzelt). Ich mein, dass werde ich natürlich nicht zulassen. Denn der Goalie ist tabu. Denn berührt niemand! Ich habe mir gedacht es ist besser wenn ich ihn vom Eis stoße. (lacht)

Vienna Online: Lass uns über die Mannschaft und über die Saison sprechen. Wie hoch siehst du die Chancen auf das Finale? In Prozenten ausgedrückt wie siehst du die Chancen auf den Meistertitel für die Capitals?

Philippe Lakos: Die Chancen auf das Finale sehe ich sehr hoch. Denn da gehören wir auch hin. Wenn wir unser bestes Eishockey spielen haben wir das Zeug dazu.

Ein Finale hat immer eigene Gesetze. Wenn du einmal dort bist willst du immer gewinnen. Natürlich hoffe ich auf das Finale und das wir gewinnen. Aber zurzeit kannst du das nicht beurteilen.

Vienna Online: Lass uns über die Goalie Situation sprechen. Du hast heuer bereits mit Jürgen Penker und Adam Hauser über weite Strecken gespielt. Wer passt aus deiner Sicht besser ins System?

Philippe Lakos: Das ist schwer zu beantworten. Ich weiß jetzt gar nicht wer mehr Spiele absolviert hat. Tut leid, aber diese Frage kann ich nicht beantworten.

Vienna Online: Wo siehst du persönlich das größte Verbesserungspotential der Mannschaft?

Philippe Lakos: Wir können uns fast überall verbessern. Vor allem müssen wir, als gesamte Mannschaft, besser in der Verteidigung spielen. Wir müssen unsere individuellen Fehler abstellen und natürlich weniger Strafen nehmen.

Mit der Offensive und dem Toreschießen haben wir keine Probleme und ich glaube da gibt’s nicht mehr viel zum verbessern.

Vienna Online: Du hast die Verteidigung angesprochen. Ihr habt in Salzburg acht Tore bekommen. Ist die Verteidigung heuer schwächer als in den Jahren zuvor? Oder war dieses Spiel nur die Momentanaufnahme einer schlechten Tagesleistung?

Philippe Lakos: Defensive hängt nicht nur von den Verteidigern ab sondern von allen Spielern die auf dem Eis sind. Da musst du in unserer Liga gut und kompakt spielen.

In Salzburg haben wir in diesen Spiel vier oder fünf Tore in Unterzahl bekommen. Da sind wir schon beim nächsten Problem. Wir nehmen als Mannschaft noch zu viele Strafen. Wie gesagt da müssen wir uns verbessern.

Vienna Online: Der wertvollste Spieler der Capitals wird wohl Gratton oder Fortier werden. Wer ist aber aus deiner Sicht der Spieler der sich am meisten verbessert hat?

Philippe Lakos: Wenn ich am Eis stehe fallen mir die anderen gar nicht so auf. Wenn ich am Eis stehe konzentriere ich mich auf mich selbst.

Vienna Online: Du stehst viel mit Gratton und Fortier auf dem Eis. Die Playoff werden wieder emotional werden. Wirst du versuchen die beiden Topscorer etwas zu beschützen?

Philippe Lakos: Ich werde mich um die beiden so kümmern wie jeden anderen Spiel auch.  Den Benoit Gratton (schmunzelt und legt eine kurze Pause ein). Den braucht niemand beschützen und beim Francois Fortier konnte auch schon jeder sehen, dass er gut auf sich selbst aufpassen kann. Grundsätzlich sollen sie aber am Eis bleiben weil sie beim Toreschießen sehr wichtig für uns sind.

Vienna Online: Heuer gab es einige Situationen wo du für einen korrekten Check in die Kühlbox musstest. Salopp formuliert, holt dich manchmal dein „alter Ruf“ als überharter Spieler ein?

Philippe Lakos: Kann sein, aber es ist sehr schwierig zu beantworten. Ich weiß nicht was bei den Schiedsrichtern durch den Kopf geht. Manchmal haben sie gesagt, dass ich mich beruhigen soll. Aber so ist die Situation – damit muss ich leben. Ich kann es nicht ändern – daher muss ich mich darauf einstellen.

Vienna Online: Du hast das Image des ‚bad Boy’ auf dem Eis. Wie wichtig ist es dir?

Philippe Lakos: Wichtig ist mir, dass die anderen Spieler vor mir Respekt haben. Wichtig ist, dass wenn ich am Eis stehe die Gegner nicht auf meine Mitspieler losgehen. Dabei ist das Image sicher ein Teil davon.

Vienna Online: Privat bist du ein sehr umgänglicher, freundlicher Mensch. Auf dem Eis ist es genau andersrum. Wie schaffst du diesen Wandel? Wie fokussierst du dich auf das Spiel?

Philippe Lakos: Ich mache nichts Besonderes oder habe Rituale. Das habe ich mir in meiner Zeit in Nordamerika angeeignet. Ist es simpel: Der Gegner ist der Feind. Da gibt es keine Kameraden oder Freunde auf der anderen Seite. Gilt natürlich auch für den Bruder! (lacht) Wenn ich einen checken kann mache ich das auch – natürlich auch den Bruder (schmunzelt)

Vienna Online: Hat dir dein Image als ‚böser Verteidiger’ auf dem Eis als Privatmann schon für Probleme gesorgt?

Philippe Lakos: Nein, ich denke nicht! Aber eines ist schon auffällig. Wenn ich Leute das erste Mal persönlich kennen lerne haben sie etwas Angst vor mir weil sie mich nur vom Eis kennen. (schmunzelt)

Nach ein paar Minuten ist dann das Eis gebrochen und die Person sieht dann dass ich ein ganz lieber bin.

Vienna Online: Du hast weit über 1000 Freunde auf Facebook. Wie wichtig sind dir soziale Netzwerke im Internet?

Philippe Lakos: Es ist mir nicht sehr wichtig. Ich verbringe nicht sehr viel Zeit vor dem Computer. Natürlich kenne ich nicht alle Freunde persönlich. Es sind viele Fans dabei. Wenn ich Zeit habe bin ich natürlich auch im Chat und schreibe mit meinen Freunden. Das ist auch ganz lustig!

Vienna Online: Du hast Vertrag für diese Saison. Du wurdest zitiert, dass du am liebsten in deiner Heimatstadt Wien spielst. Hast du schon einen Plan für die kommende Saison?

Philippe Lakos: Also sportlich plane ich mich weiter zu verbessern. Du kannst in jedem Alter neue Dinge lernen. Ich möchte jedes Jahr auf dem Eis mich verbessern. Ich hoffe ich habe noch einige gute Jahre vor mir. Hoffentlich, natürlich auch Wien.

Vienna Online: Reizt dich noch mal der Sprung ins Ausland?

Philippe Lakos: Für mich ist das Ausland so gut wie abgeschrieben. Ich werde nächste Saison 31. Aber das ist für mich überhaupt kein Problem. Ich bin glücklich in Wien und wäre natürlich Happy wenn hier meine Karriere beenden könnte.

Vienna Online: Ein Sprichwort besagt, dass 40 das neue 30 ist. Wo siehst du dich in fünf Jahren?

Philippe Lakos: Auf alle Fälle hoffentlich als Spieler in Wien. Topfit, gesund und hoffentlich spiele ich dann noch besser als im Moment (lacht)

Vienna Online: Als Eishockeyspieler verdienst du gut. Aber ausgesorgt hast du nicht. Machst du dir mit 30 schon Gedanken was du nach deiner aktiven Karriere machen könntest?

Philippe Lakos: Ehrlich gesagt. Es gibt Momente wo ich daran denke. Leider verdiene ich nicht so viel, dass ich nach meiner Sportkarriere zur Ruhe setzen kann (schmunzelt). Ich denke ich werde das auf mich zukommen lassen. Ich werde nach meiner aktiven Karriere schon einen Job finden – hoffentlich (lacht).

Vienna Online: Was würdest du nach deinem Rücktritt vom aktiven Sport über den Eishockeyspieler Philippe Lakos gerne in den Medien lesen?

Philippe Lakos: Na ja, ich hoffe das dann nicht zu viele schlechte Dinge über mich stehen werden (lacht). Nein ernsthaft! Ich hoffe ich lese gute Dinge über mich.

Vienna Online: Was wünscht du dir für 2011?

Philippe Lakos: Den Meistertitel mit den Capitals!

Das Gespräch führte Thomas Muck

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