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Pfusch: Kein Unrechtsbewusstsein

Trotz scharfer Aktionen der Finanz und teurer PR-Kampagnen haben die Wiener - und die Österreicher insgesamt - bei Pfusch und Schwarzarbeit nach wie vor überhaupt kein Unrechts-Bewusstsein.

Für 63 Prozent der österreichischen Bevölkerung stellt es ein „Kavaliersdelikt“ dar, Dinge ohne Rechnung erledigen zu lassen, für 38 Prozent ist es okay, selbst „schwarz“ zu arbeiten. „Ohne Pfuscher kann man sich heute vieles nicht mehr leisten“, meinen zwei Drittel, wie aus einer am Montag veröffentlichten Studie hervorgeht.

Mehr als die Hälfte der Befragten gibt an, dass der Staat wegen seiner hohen Steuern an Pfusch und Steuerhinterziehung selbst schuld daran sei. Dieses große Verständnis erfahren andere, oft als lässliche Sünde betrachtete Verhaltensweisen nicht: Nur 20 Prozent haben kein Problem damit, wenn ihre Kinder ab und zu die Schule schwänzen. Und für nur 15 Prozent ist die Vortäuschung eines Krankenstandes („blau machen“) moralisch akzeptabel. Die aktuelle Umfrage zeigt nur wenig Veränderungen gegenüber den Werthaltungen, wie sie vor zehn Jahren erhoben wurden.

Die vom Institut für Markt-, Meinungs- und Mediaforschung durchgeführte Befragung ist Teil einer neuen Studie des Linzer Volkswirtschaftsprofessors Friedrich Schneider über die Schattenwirtschaft in Österreich im vergangenen Jahr. Hauptergebnis: Die langjährige „Wachstumsbranche“ Pfusch war 2006 zum zweiten Mal in Folge rückläufig. Gemäß den Rechenmodellen des Schattenwirtschaftsexperten ist der Pfusch 2006 um 4,5 Prozent rückläufig gewesen – etwa gleich stark wie 2005.

Nach den Zahlen von Schneider sind dennoch im vergangenen Jahr 21 Mrd. Euro – das sind 9,5 Prozent vom offiziellen Bruttoinlandsprodukt – mit Schwarzarbeit umgesetzt worden.

Die Ursache für die Rückgänge „liegt primär in den Steuersenkungen der Jahre 2004 und 2005 und möglicherweise in der zum 1.1.2006 in Kraft getretenen Einführung des Dienstleistungsschecks“, meint Schneider. Den meisten Pfusch gibt es nach wie vor in der Bauwirtschaft (inklusive Reparatur), wo pro Jahr etwa 8 Mrd. Euro schwarz umgesetzt werden. Damit werden fallen fast 40 Prozent der geleisteten Schwarzarbeit am Bau an. Danach folgen sonstige Gewerbebetriebe und „haushaltsnahe Dienstleistungen“ (17 Prozent; z.B. Nachhilfe, Babysitten) und „andere Gewerbe- und Industriebetriebe“ (16 Prozent; etwa Auto/Kfz).

Dennoch scheint zuletzt die Schwarzarbeit am Bau etwas nachgelassen zu haben: 1998 haben noch von 47 Prozent der Österreicher angegeben, bei einer Wohnungsrenovierung auf Pfuscher zurückgegriffen zu haben, 2006 waren es nur mehr 41 Prozent. Ein ähnlicher Rückgang ergibt sich bei der Frage nach bei Autoreparaturen (von 26 auf 23 Prozent).

Im aktuellen „Trend“ liegen dagegen Elektroarbeiten und Installationen (22 Prozent nach 17 Prozent vor acht Jahren) und Hausarbeiten wie Putzen oder Bügeln (10 Prozent nach 6 Prozent 1998).

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