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Pflegenotstand verlangt Maßnahmen

64 Frauen und Männer aus dem Gesundheitsbereich entwarfen Zukunftswege für eine gute Pflege.(Foto: Jürgen Gorbach)
64 Frauen und Männer aus dem Gesundheitsbereich entwarfen Zukunftswege für eine gute Pflege.(Foto: Jürgen Gorbach)
AK und Landeskrankenhäuser baten Menschen aus Gesundheitsberufen darum, gemeinsam über die Zukunft der Pflege nachzudenken.

Nicht die Politiker, jetzt sind die Profis am Wort. AK und Landeskrankenhäuser haben bewusst 64 Expert:innen zum Zukunftsdialog gebeten, die  sich auf diese Zukunft in der Pflege freuen dürfen oder mit ihr irgendwie zurechtkommen müssen – je nachdem, ob Mediziner und Pflegepersonal endlich gehört werden. Sie legten sich einen Tag lang mächtig ins Zeug, denn sie sind allesamt stolz auf ihren Beruf und wollen sich das durch Personalmangel und Überlastungen nicht nehmen lassen.

Der Bedarf wächst Tag für Tag

Sie diskutieren engagiert. Die Flipcharts füllen sich im Nu. Ärztin und Pfleger, Hauskrankenpflege und Krankenhausmanager – alle auf Augenhöhe.

Alle hören zu. Jeder kommt zu Wort. Schließlich sitzen alle im selben Boot. „Pflege“, betont Gesundheitswissenschaftler Prof. Heinrich Geißler, „wird an Bedeutung stetig zulegen“. Man braucht nur Altersstruktur und Geburtenzahlen anschauen. Bedarf und Kapazitäten klaffen immer weiter auseinander.

Beglückend und fordernd

Deshalb steht der Personalbedarf ganz oben auf den Listen. Aber geht es nicht darum, möglichst rasch möglichst viele Menschen in diesen Beruf zu karren. Arno Geiger arbeitet als Pflegedirektor am LKH Hohenems. Er unterstreicht das Wort „Berufung“. Pflege gebe dem Personal „Gelegenheit Beziehung zu Patienten zu leben, menschlich zu sein“. Albert Lingg, der bis 2014 dem LKH Rankweil vorstand, geht noch weiter und stellt neben die gute Ausbildung die Menschenliebe. Erst die Würde macht die Pflege zur guten Pflege. Das beglückt und fordert gleichermaßen.

Ausbildungszugang erweitern

Für den dringend benötigten Nachwuchs muss sich der Zugang zur Ausbildung erweitern, darin sind sich alle einig. Nur Maturaniveau für Ausbildungen des gehobenen Dienstes, das wird sich nicht länger spielen. Es braucht mehr Ausbildungsplätze, und zwar dringend. Auch das Berufsbild in der Öffentlichkeit muss sich verbessern. Pflege ist Betriebsrätin Elke Zimmermann vom LKH Bludenz zufolge „einer der tollsten Berufe überhaupt“. Die Einsatzgebiete erstrecken sich von der Säuglingspflege über die Notfallambulanz bis zum Seniorenheim.

Doch glücklich sind die Mitarbeiter:innen nur dann, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Dazu zählen sichere Dienstpläne, die sich nicht alle Nase lang ändern. Vom alternsgerechten Arbeiten ist viel die Rede an diesem Tag, denn nicht jeder Pflegekraft, die schon etwas älter ist, sind beliebig viele Nachtdienste zumutbar. 

Eine Bezahlung, die der Ausbildung und dem Können entspricht, wünschen sich die Betroffenen. Sie reden der Vernetzung von Berufsgruppen das Wort und einem anerkennenden und wertschätzenden Umgang miteinander, der nur auf Augenhöhe gedeihen kann. Ein ganzheitliches Menschenbild rangiert ganz oben auf der Themenliste der 64 Gesundheitsprofis.

Der Zukunftsdialog „gute Arbeit und gute Pflege“ hat zahlreiche Handlungsfelder skizziert. Darüber aber steht in roten Lettern die wichtigste aller Forderungen: „Tun“, statt nur drüber reden. Es wäre hoch an der Zeit!

Dringend mehr Pflegepersonal vonnöten

Zahlen lügen nicht. ÖGK-Landesstellenleiter Manfred Brunner hat für den AK-Fachausschuss Gesundheits- und Pflegeberufe die derzeit relevanten Studien und Prognosen durchgeackert.

„In Vorarlberg steigt demnach die Zahl der über 80-Jährigen bis 2025 um 19,3 Prozent auf 23.300 Menschen an. Das Land hat das errechnet.“ Die Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) sieht den Bedarf an Hauskrankenpflege und Pflegeheimplätzen in Vorarlberg bis 2030 um 49 Prozent ansteigen. Die Krankenhausaufenthalte werden in diesem Zeitraum um 19 Prozent zunehmen. „All dies hat zur Folge, dass uns in Vorarlberg 2028 rund 400 Pflegekräfte fehlen werden.“ Laut Analyse der GÖG macht sich das insbesondere in der Langzeitpflege beim diplomierten Personal und bei der akutstationären Pflege durch Pflegefachassistenz bemerkbar.

Risiko Berufsausstieg

Die GÖG-Pflegepersonal-Prognose rät für Vorarlberg, vor allem die Anzahl der Ausbildungsplätze für Pflegefachassistenz zu erhöhen. Gerade hier ortet die GÖG „eine klare Unterdeckung“. Aber werden nicht laufend neue Kräfte ausgebildet? Ja, aber viel zu wenig. Zumal einer österreichweiten Umfrage im Pflegepersonal zufolge jede(r) Zweite in unregelmäßigen Abständen mit dem Gedanken spielt alle hinzuschmeißen und den Beruf zu wechseln. Download. Das AK-Modell für die Pflege daheim, das pflegende Angehörige entlasten soll und derzeit auf Landesebene diskutiert wird, finden Interessierte auf ak-vorarlberg.at

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