Die AK Vorarlberg schlägt vor, in einem Modellprojekt bis zu 200 pflegende Angehörige anzustellen und zu versichern. In der Beantwortung einer freiheitlichen Landtagsanfrage bestätigt Landesrätin Katharina Wiesflecker das Zielpublikum: 50 Prozent der pflegenden Angehörigen sind im erwerbsfähigen Alter, aber nur 31 Prozent tatsächlich erwerbstätig.
Benachteiligung beenden
19 Prozent also haben
ihren Beruf zugunsten der Pflege ganz aufgegeben, 15 Prozent unter den
Erwerbstätigen begnügen sich mit einer Teilzeitstelle. „Genau hier“, betont
AK-Präsident Hubert Hämmerle, „setzt unser Projekt an.“ Es darf seiner Ansicht
nach nicht länger hingenommen werden, dass die Pflege von Angehörigen eine
gesundheitsgefährdende Doppel-
belastung oder ein völliges Rauskippen aus dem Arbeitsmarkt bedeutet.
Anstellen und versichern
Die AK Vorarlberg schlägt deshalb dem Land vor, pflegende Angehörige im erwerbsfähigen Alter über eine gemeinnützige Tochtergesellschaft des Hauskrankenpflegeverbands je nach Höhe der Pflegestufe in Vollzeit oder Teilzeit anzustellen. Bei Pflegestufe 3 umfasst das Anstellungsverhältnis 20 Wochenstunden, bei Pflegestufe 4 sind es 30 Stunden und ab Pflegestufe 5 erfolgt die Anstellung in Vollzeit mit 40 Wochenstunden. Eine Vollzeitanstellung wird mit 1700 Euro netto entlohnt. „Zur Abdeckung der Kosten behält das Land Vorarlberg die Pension des zu Pflegenden über dem Ausgleichszulagenrichtsatz (derzeit 918 Euro) und 80 Prozent des Pflegegeldes ein. Den Rest deckt das Land.“ Gegenüber einer stationären Pflege erspart es sich immer noch 1000 Euro pro Person.
Ausbildung verpflichtend
Binnen eines Jahres nach Dienstantritt sieht das AK-Modell verpflichtend den Abschluss des Vorbereitungslehrgangs zur HeimhelferInnenausbildung (100 Stunden) vor. Freiwillig können die pflegenden Angehörigen auch die gesamte Ausbildung (400 Stunden) absolvieren. Die Ausbildung stellt das Land kostenlos zur Verfügung. „Damit können Betroffene nach beendeter Pflege ihres Angehörigen am Arbeitsmarkt Fuß fassen“, betont Hämmerle. Aufgrund des aktuellen und künftig zu erwartenden Personalmangels im Pflegebereich würde das Modell der AK Vorarlberg helfen, den Arbeitsmarkt zu entlasten.
Jetzt handeln!
„Allfällige arbeitsrechtliche Bedenken von Wiesflecker sind bei uns gut aufgehoben“, sagt der AK-Präsident, „das ist ja unser Kerngeschäft.“ Dieser Rahmen ist – eine Gleitzeitregelung inklusive – längst von der AK Burgenland, wo ein ähnliches Projekt seit einem Jahr erfolgreich läuft, gesteckt worden.
Dass die Landesrätin in ihrer Anfragebeantwortung freilich schrieb, AK und Land hätten sich geeinigt, erst ein Jahr zuzuwarten, bis das Vorbild-Projekt im Burgenland evaluiert wird, hat Hämmerle verwundert: „Das muss sie mit einer anderen Besprechung verwechselt haben. Ich habe genau das Gegenteil deponiert: Ein Jahr auf dem Rücken der pflegenden Angehörigen zuzuwarten, kommt für uns nicht in Frage.“