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Pflegeeltern: Wien sucht auch wieder homosexuelle Paare

Im vergangenen Herbst erregte eine Kampagne des Wiener Jugendamtes (MA 11) Aufsehen, als auf entsprechenden Plakatsujets unter anderen homosexuelle Paare als Pflegeeltern zu sehen waren. Jetzt startet eine neue Tranche, um Plätze für Pflegekinder zu finden.

Denn noch immer finden sich in der Bundeshauptstadt zu wenig Pflegeeltern, bedauerte Daniela Attwood von der MA 11 im APA-Gespräch. Und wieder richtet sich die Aktion auch an gleichgeschlechtliche Paare.

Erstmals startete das Jugendamt 2003 eine Werbekampagne, damals noch rein auf heterosexuelle Paare ausgerichtet. Im November 2006 wurden dann verschiedene Zielgruppen angesprochen. So gab es nebst Kind und Brokkoli nicht nur eine heterosexuelle Lebensgemeinschaft, sondern auch einen Alleinerzieher, eine Alleinerzieherin und ein gleichgeschlechtliches Paar zu sehen, was Teile der Kirche und die FPÖ zu Protesten provozierte.

Allerdings betreuen derzeit bereits zehn gleichgeschlechtliche Paare Pflegekinder, vier weitere durchlaufen gerade das Bewilligungsverfahren. „Die Leute kommen mit einer größeren Selbstverständlichkeit zur Bewerbung“, freute sich Attwood. Das Auftreten dieser Interessenten sei genauso selbstbewusst wie das der Alleinerzieher.

Ab Anfang November werden nun auf den Infoscreens der U-Bahn, in Straßenbahnen und via Inserat wieder die bekannten Sujets aufscheinen. Neu hinzu kommt ein Kind mit Behinderung, das neben dem bekannten Brokkoli und der Frage „Bringen Sie das zusammen?“ steht.

Bei Interesse folgt ein erstes Gespräch mit dem Jugendamt, bevor in einem bis zu sechs Monate dauernden Bewilligungsverfahren die Bewerber auf Motiv, Finanzlage und Wohnsituation geprüft werden. In diesem Rahmen erfolgen auch Schulungen, zumal es sich bei Pfleglingen um Kinder handle, die besonderer Zuwendung bedürften, so Attwood.

Eventuell vorhandene eigene Kinder müssen älter sein als das Pflegekind. Auch müssen sich Pflegeeltern immer im Klaren sein, dass ihr Schützling gegebenenfalls in seine leibliche Familie zurückkehren muss, wenn sich die dortigen Verhältnisse gebessert haben. Rund 80 Prozent verbleiben allerdings bis zur Volljährigkeit in ihren Pflegefamilien.

Trotz aller Erfolge benötige man in Wien immer noch 700 zusätzliche Plätze für Pflegekinder, so Attwood. So befanden sich nach den letzten gesicherten Zahlen Anfang 2007 von 1.162 Wiener Pflegekindern nur 454 in 355 Wiener Pflegefamilien, während die restlichen 708 in anderen Bundesländern untergebracht waren. Im vergangenen Jahr wurden mit 103 Kindern um vier Prozent mehr vermittelt als davor. Mehr als die Hälfte der Kinder war dabei älter als 19 Monate, ein knappes Drittel sechs Monate oder jünger.

Weitere Informationen unter www.pflegemama.at und www.pflegepapa.at.

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