Das erst zu beschließende Gutachten über die Entwicklung der Pensionen für die nächsten 50 Jahre sei eigentlich ein “Schlechtachten”, sagte Khol. Arbeitslosigkeit, Wirtschaftswachstum und der Anstieg des faktischen Pensionsantrittsalters würden falsch geschätzt. Beim Staatszuschuss sei nur die gesetzliche Pensionsversicherung berücksichtigt, die rückläufigen Zuschüsse bei der Beamtenversicherung jedoch nicht gegengerechnet worden – im Wesentlichen bleibe dadurch der Staatszuschuss aber konstant. Die Schlussfolgerungen aus dem Bericht wie höhere Beiträge und Staatszuschüsse seien deshalb “falsch” und das Gutachten gehöre “in den Papierkorb”. Sogar das Sozialministerium habe sich davon distanziert.
Man verlange, den vorläufigen Bericht zurückzuziehen und zu überarbeiten, also beispielsweise eine geringere Arbeitslosigkeit und ein höheres Wachstum zu berücksichtigen, so Khol. Wie das Ungeheuer von Loch Ness trete jeden Herbst das “Gespenst” der Unfinanzierbarkeit des Pensionssystems in Österreich auf, kritisierte auch Blecha. Das Gutachten sei eine “Makulatur”, man weise es “heftigst” zurück, denn es trage zur Verunsicherung bei. Der Seniorenrat wolle noch heuer eine Reihe von Modellen verwirklichen, die Anreize für freiwilliges längeres Arbeiten bieten. So könnten etwa jene, die mittels Hacklerregelung in Pension gehen könnten, eine Prämie erhalten, wenn sie weiter arbeiten.
Der Seniorenrat stehe zum Sparziel der Regierung im Finanzrahmengesetz, betonte Khol. Ein Anreizsystem zum längeren Arbeiten könnte zum Beispiel rund 150 Mio. Euro pro Jahr einsparen. Auch fordere man etwa eine Überarbeitung der Invaliditätspension im Hinblick darauf, dass es vor der Zuerkennung einer Pension zwingend Rehabilitation geben müsse. Allerdings bestehe man auf der Wertsicherung der Pensionen.
Prozentsätze, mit denen die Seniorenvertreter in die Verhandlungen über die Pensionsanpassung für 2011 gehen werden, wollte Khol noch nicht nennen, man wolle den Verhandlungen nicht vorgreifen. Eine Nullrunde ist für Blecha jedenfalls nicht vorstellbar: “Einfrieren kann ich eine Bachforelle, aber nicht die Pension.” Laut Gesetz gilt heuer für alle Pensionen ein Wert von 1,2 Prozent (Inflation im Zeitraum von August 2009 bis Juli 2010, Anm.). Man sei aber bereit, über einen Deckel bei höheren Pensionen zu reden, damit vielleicht die kleineren noch etwas draufbekommen, erklärte Khol. Der Pensionistenpreisindex, der heuer bei 1,5 Prozent liegt, sei keine Forderung der Senioren, aber eine “Orientierungshilfe”, meinte Blecha auf eine entsprechende Frage.
Bei der Auszahlung der Pensionen würden sich regelmäßig zu jedem Monatsersten Beschwerden über verspätete Verfügbarkeit häufen – man habe den Sozialminister diesbezüglich bereits um eine Gesetzesänderung gebeten, damit das Geld den Beziehern rechtzeitig zur Verfügung stehe. In Sachen Pensionskassen verhandle man derzeit mit dem Fachverband der Pensionskassen. Abgestimmt worden seien etwa das vom Seniorenrat geforderte Pauschal-Steuermodell, die Befreiung der Pensionskassen-Pensionisten von der Dotierung einer Schwankungsrückstellung und eine Vertretungsmöglichkeit von Berechtigten in den Aufsichts- bzw. Beiräten der Pensionskassen. Man stehe kurz vor einer Einigung.