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Peking: Treibhausgase wachsen schneller

Trotz der Bemühungen gegen den Klimawandel wächst der Ausstoß von Kohlendioxid heute vier Mal schneller als noch in den neunziger Jahren. Umweltveränderungen seien eine "ernste Bedrohung".

Mit dieser alarmierenden Erkenntnis ist am Sonntag in Peking eine Umweltkonferenz mit mehr als 1.000 Wissenschaftern aus aller Welt zu Ende gegangen. Als zweitgrößter Kohlendioxidproduzent der Welt ist allein das aufstrebende China mit 40 Prozent an dem Anstieg beteiligt.

Zum Abschluss der Konferenz der Earth System Science Partnership (ESSP) forderten die Teilnehmer in einer Pekinger Erklärung „sofortiges, gemeinschaftliches Handeln der Regierungen“. Die beispiellosen Umweltveränderungen seien eine „ernste Bedrohung“.

Der weltweite Zuwachs von Kohlendioxid lag zwischen 2000 und 2005 bei 3,2 Prozent jährlich, während er von 1990 bis 1999 nur 0,8 Prozent erreicht hatte, wie Mike Raupach, der Vorsitzende der Kohlendioxid-Arbeitsgruppe innerhalb der ESSP berichtete. „Das ist ein sehr beunruhigendes Zeichen“, sagte der australische Wissenschafter. „Es zeigt, dass die jüngsten Bemühungen zur Verringerung des Ausstoßes praktisch keine Auswirkungen auf den Zuwachs haben und wirksamere Grenzwerte dringend nötig sind.“

Der Co-Vorsitzende der Konferenz, Gordon McBean, sagte: „Die Kurve geht viel schneller nach oben als bisher.“ Der Zuwachs der Treibhausgase laufe der angestrebten Stabilisierung entgegen. „Die Ergebnisse machen klar, dass besser früher als später gehandelt werden muss.“ Der kanadische Professor zeigte sich beunruhigt: „Die Mehrheit der wissenschaftlichen Berichte in den vergangenen fünf Jahren machen mir mehr Sorgen als zuvor.“ Das Polar-Eis schmelze schneller als erwartet. Wärmer werdende Ozeane und eine gestörte Pflanzenwelt nähmen weniger Kohlendioxid auf als bisher gedacht.

Dauerfrostböden tauten schneller auf. Wie viel Kohlendioxid dadurch freigegeben werde, wisse niemand, sagte McBean. „Hier lauert eine Katastrophe.“

Wissenschafter berichteten außerdem, dass der Meeresspiegel durch die Erderwärmung schon 1,5 bis 2 Millimeter pro Jahr angewachsen sei. Damit liege er im oberen Bereich bisheriger Schätzungen des internationalen Expertengremiums für Klimawandel (IPCC), die von ein bis zwei Millimeter ausgegangen waren. Da die Mechanismen des Klimawandels heute besser bekannt sind, rechnen die Wissenschafter damit, dass der 2007 erwartete neue IPCC-Bericht deutlichere Worte als bisher finden wird.

McBean zeigte aber Verständnis, dass China und Indien als Entwicklungsländer nicht in die Verantwortung genommen werden wollen. Immerhin stammten 80 Prozent der heute angesammelten Treibhausgase in der Atmosphäre aus den entwickelten Industrienationen, sagte er. Vergangene Woche hatte die Internationale Energiebehörde berichtet, dass China, heute viertgrößte Wirtschaftsnation, schon 2009 und damit fast ein Jahrzehnt früher als bisher erwartet die USA als größter Kohlendioxidproduzent überholen wird.

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