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Peking ließ zweihundert Tibeter verhaften

Wegen öffentlich erhobener Forderungen nach Heimkehr des seit 1959 exilierten Dalai Lama sind rund zweihundert Tibeter von den chinesischen Behörden festgenommen worden.

Die Verhaftungen haben nach Informationen der „Internationalen Kampagne für Tibet“ und des von der US-Regierung unterstützten Senders „Radio Freies Asien“ vom Freitag in der Stadt Lithan in der chinesischen Provinz Sichuan stattgefunden. Demnach ergriff ein tibetischer Aktivist bei einem Volksfest das Mikrofon für chinesische Beamte und richtete an die Menschenmenge die Frage, ob sie die Rückkehr des geistlichen und weltlichen Exil-Oberhaupts Tibets gutheißen würde. Er wurde abgeführt, wogegen andere Menschenrechtsverfechter daraufhin öffentlich protestierten.

In Sichuan gibt es eine starke tibetische Minderheit, nachdem das kommunistische China große Teile Tibets an die östliche Nachbarprovinz angegliedert hatte. Die 1965 errichtete „Autonome Region“ Tibet ist flächenmäßig wesentlich kleiner als das vor 1950 faktisch unabhängige Tibet. Nach dem von den Chinesen blutig niedergeschlagenen Volksaufstand vom März 1959 war der 14. Dalai Lama, Tenzin Gyatso, mit über Hunderttausend seiner Landsleute nach Nordindien geflohen. Anlässlich des 48. Jahrestages des Volksaufstands gegen die Besatzungsmacht hatte der Dalai Lama seine Bereitschaft bekräftigt, jederzeit mit der Führung in Peking Gespräche über eine Autonomie zu führen.

Der mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnete 71-jährige Dalai Lama, der im kommenden September nach Österreich kommt, erneuerte zuletzt in einem CNN-Interview seine Forderung nach „echter Autonomie“ für Tibet. „Gegenwärtig haben wir eine Autonomie auf dem Papier, aber in Wirklichkeit sind alle Schlüsselpositionen von Chinesen besetzt, die keine Ahnung von der Geschichte, der Kultur und den Bräuchen Tibets haben“, sagte der Dalai Lama. Er hatte Peking unter anderem Zwangsabtreibungen und Zwangssterilisationen am laufenden Band, sowie „kulturellen Völkermord“ durch die massive Ansiedlung von Han-Chinesen vorgeworfen.

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