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Peking droht Unabhängigkeitsbefürwortern in Taiwan mit Blutvergießen

Wenige Tage nach der Amtseinführung des neuen taiwanesischen Präsidenten Lai Ching-te hat China den Unabhängigkeitsbefürwortern in Taiwan in drastischen Worten mit einem Blutvergießen gedroht.
Wenige Tage nach der Amtseinführung des neuen taiwanesischen Präsidenten Lai Ching-te hat China den Unabhängigkeitsbefürwortern in Taiwan in drastischen Worten mit einem Blutvergießen gedroht. ©Reuters, AFP
Wenige Tage nach der Amtseinführung des neuen taiwanesischen Präsidenten Lai Ching-te hat China den Unabhängigkeitsbefürwortern in Taiwan in drastischen Worten mit einem Blutvergießen gedroht.

"Die Unabhängigkeitskräfte werden mit zerschmetterten Schädeln und im Blut enden", nachdem sie mit Chinas "großem" Vorhaben der "vollständigen Vereinigung" mit Taiwan konfrontiert wurden, sagte Außenamtssprecher Wang Wenbin am Donnerstag in Peking.

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Hubschrauber fliegen mit der taiwanesischen Nationalflagge während einer Einweihungsfeier für Taiwans Präsident Lai Ching-te in Taipeh, Taiwan, am 20. Mai 2024.
Hubschrauber fliegen mit der taiwanesischen Nationalflagge während einer Einweihungsfeier für Taiwans Präsident Lai Ching-te in Taipeh, Taiwan, am 20. Mai 2024. ©AP Photo

Militärübungen als Warnung

Die aktuellen chinesischen Militärübungen rund um Taiwan nannte er eine "ernsthafte Warnung". Zuvor hatte China eine großangelegte Militärübung um die Insel Taiwan begonnen. "Dies ist auch eine harte Strafe für die separatistischen Kräfte einer Unabhängigkeit Taiwans und eine ernsthafte Warnung gegen Einmischung und Provokation durch externe Kräfte", erklärte der Sprecher des Ost-Verbandes der Volksbefreiungsarmee, Marine-Oberst Li Xi, am Donnerstag.

Ein Mirage 2000-Kampfflugzeug der taiwanesischen Luftwaffe nähert sich am 23. Mai 2024 einer Landung auf einem Luftwaffenstützpunkt in Hsinchu im Norden Taiwans.
Ein Mirage 2000-Kampfflugzeug der taiwanesischen Luftwaffe nähert sich am 23. Mai 2024 einer Landung auf einem Luftwaffenstützpunkt in Hsinchu im Norden Taiwans. ©AFP

Umfang der Übungen

Heer, Marine, Luftwaffe und die Raketen-Streitkräfte würden seit Donnerstag in der Früh (Ortszeit) bis Freitag Übungen in der Meerenge zwischen China und Taiwan (Taiwanstraße) und um Taiwan abhalten. Das chinesische Militär will den Angaben zufolge die gemeinsame Kampfbereitschaft zu Wasser und in der Luft sowie den Angriff auf Schlüsselziele trainieren.

China umkreiste am 23. Mai Taiwan mit Marinefahrzeugen und Militärflugzeugen in Kriegsspielen, die darauf abzielten, die selbstverwaltete Insel zu bestrafen, nachdem ihr neuer Präsident geschworen hatte, die Demokratie zu verteidigen.
China umkreiste am 23. Mai Taiwan mit Marinefahrzeugen und Militärflugzeugen in Kriegsspielen, die darauf abzielten, die selbstverwaltete Insel zu bestrafen, nachdem ihr neuer Präsident geschworen hatte, die Demokratie zu verteidigen. ©AFP

Schiffe und Flugzeuge würden sich Taiwan von Norden, Süden und Osten für "Patrouillen" nähern und auch mehreren Inseln nahekommen, etwa dem nur wenige Kilometer vom chinesischen Festland entfernten Eiland Kinmen. Die Taiwanstraße ist an ihrer engsten Stelle rund 130 Kilometer breit.

Simulation einer Blockade

Der Militärexperte Zhang Chi sagte im chinesischen Staatsfernsehen, China simuliere eine Blockade Taiwans. Die Armee wolle damit üben, Energieimporte "als Lebensader" nach Taiwan zu stoppen, Fluchtwege für Taiwans Politiker ins Ausland abzuschneiden und Unterstützung von Verbündeten wie den USA zu verhindern. Die Übung dürfte damit die größte seit April 2023 sein, bei der China ebenfalls eine Blockade probte.

Reaktion aus Taiwan

Der taiwanesische Vize-Verteidigungsminister Po Horng-huei sagte, das Ziel sei diesmal offensichtlich zu zeigen, dass China Kontrolle über die Region habe. Anders als bei einer groß angelegten Übung nach dem Besuch der damaligen Sprecherin des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, in Taiwan im August 2022, habe China diesmal keine Verbotszonen für Schiffe oder Flugzeuge ausgewiesen, erklärte er.

Taiwans ehemalige Präsidentin Tsai Ing-wen und der neue Präsident Lai Ching-te winken den Menschen während der Amtseinführungszeremonie vor dem Präsidentenamt in Taipeh, Taiwan, am 20. Mai 2024.
Taiwans ehemalige Präsidentin Tsai Ing-wen und der neue Präsident Lai Ching-te winken den Menschen während der Amtseinführungszeremonie vor dem Präsidentenamt in Taipeh, Taiwan, am 20. Mai 2024. ©Reuters

Taiwan verurteilt die Übungen

Im morgendlichen Bericht des taiwanesischen Verteidigungsministeriums über die Aktivitäten der Volksbefreiungsarmee in den zurückliegenden 24 Stunden war lediglich die Rede von einem chinesischen Kampfflugzeug und acht Marine-Schiffen um Taiwan. Die Zahlen könnten womöglich erst im freitäglichen Bericht deutlich höher ausfallen. Von chinesischer Seite lagen zunächst keine Zahlen vor.

Taiwans Präsident Lai Ching-te sagte am 23. Mai, dass er "an der Front stehen" werde, um Taiwan zu verteidigen.
Taiwans Präsident Lai Ching-te sagte am 23. Mai, dass er "an der Front stehen" werde, um Taiwan zu verteidigen. ©AFP

Taiwans Verteidigungsministerium verurteilte die Militärübung als "irrationale Provokation", die den Frieden und die Stabilität in der Straße von Taiwan gefährde. Taiwanische Streitkräfte zu Wasser, am Boden und in der Luft seien entsendet worden, um "Freiheit und die Demokratie mit praktischen Handlungen" zu verteidigen, hieß es aus Taipeh. Weitere Details zu den Maßnahmen nannte das Ministerium nicht. "Es ist bedauerlich, die einseitigen Militär-Provokationen zu sehen, die Taiwans Demokratie und Freiheit genauso wie Frieden und Stabilität gefährden", sagte Präsidentensprecherin Kuo Ya-hui.

Hintergrund der Spannungen

Hintergrund der nun angekündigten Übung dürfte die Vereidigung des taiwanischen Präsidenten Lai Ching-te am vergangenen Montag sein. Seine Demokratische Fortschrittspartei (DPP) hatte im Jänner die Präsidentschaftswahl gewonnen und steht für eine Unabhängigkeit Taiwans, obwohl Lai bisher nicht andeutete, diese offiziell erklären zu wollen.

Ein Mirage 2000-Kampfflugzeug der taiwanesischen Luftwaffe bereitet sich am 23. Mai 2024 auf einem Stützpunkt in Hsinchu im Norden Taiwans auf den Start vor.
Ein Mirage 2000-Kampfflugzeug der taiwanesischen Luftwaffe bereitet sich am 23. Mai 2024 auf einem Stützpunkt in Hsinchu im Norden Taiwans auf den Start vor. ©AFP

Die regierende Kommunistische Partei in Peking wirft der DPP Separatismus vor. Die chinesische Führung hatte Lais Antrittsrede als gefährliches Signal für eine Unabhängigkeit Taiwans gewertet und las darin einen radikaleren Ansatz heraus. Lai hatte etwa gefordert, dass China Taiwans Existenz akzeptieren müsse.

Chinas Sichtweise auf Taiwan

China betrachtet Taiwan als abtrünnige Provinz, obwohl dort seit Jahrzehnten stets unabhängige und demokratisch gewählte Regierungen an der Macht sind. Die Führung in Peking hat bereits mehrmals damit gedroht, die mehr als 23 Millionen Einwohner zählende Insel und das Festland mit militärischen Zwangsmitteln zu vereinen.

Neben regelmäßigen Übungen der Streitkräfte fliegen beinahe täglich Kampfflugzeuge in Richtung Taiwan, um die militärische Macht der Volksbefreiungsarmee zu demonstrieren.

Warnung an Taiwans Verbündete

Die Übung dürfte auch den Verbündeten Taiwans als Warnung gelten und insbesondere den USA, die der Inselrepublik für den Verteidigungsfall Unterstützung zugesichert haben und ihr zum Ärger Pekings regelmäßig Waffen liefern.

(APA/AFP/dpa)

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