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Pädophilie: Ursache oft in der Kindheit gelegen

Mehr als 100 Anzeigen waren die Folge der bisher zweitgrößten Aktion gegen Kinderpornografie in Österreich, wie am Wochenende bekanntwurde. Für die “Veranlagung” zur Pädophilie gibt es verschiedene Erklärungsversuche. “Es existieren unterschiedliche Sichtweisen. Manche Wissenschafter vermuten, das wäre genetisch ‘programmiert’. Ich sehe das nicht so. Ich stehe fest auf dem Boden von Sigmund Freud, wonach hier eine Prägung durch ein dramatisches Erlebnis in der frühen Kindheit ausschlaggebend ist”, sagte die Wiener Psychotherapeutin Rotraud Perner im Gespräch mit der APA.

Demnach stellen frühkindliche Erlebnisse für alle möglichen psychischen Entwicklungen des Individuums die Weichen. Präventionsforscherin Rotraud Perner: “Es gibt ja auch unterschiedliche ‘Vorlieben’. Manche wollen große Busen, manche Frauen Männer mit Brusthaar. Die Inklination dazu erfolgt in der frühen Kindheit. Bei Pädophilen habe ich oft dramatische Erlebnisse, ‘Urszenen’ im Sinne von Sigmund Freud, gefunden. Die muss man im Rahmen einer Therapie auch bearbeiten.”

Klassisch – so die Expertin – wäre die Prägung eines Kindes durch ein traumatisches und verletzendes Ereignis. Das Kind wird von einem Erwachsenen zum Trost auf den Schoß genommen, der Erwachsene nimmt an dem Kind Lust erregende sexuelle Handlungen vor. Rotraud Perner: “Hier kann eben eine Prägung geschehen, die später, im Erwachsenenalter, wiederholt wird. Da gibt es dann meist auch keine Unrechtseinsicht. “

Menschen, die sexuell auf Kinder ausgerichtet sind, sind laut der Expertin keinesfalls eine einheitliche Gruppe: “Da gibt es den echten Pädophilen, bei dem eine solche Prägung vorliegt. Dann gibt es Menschen, die einen immer größeren ‘Kick’ für ihre sexuelle Befriedung benötigen. Die ‘brauchen’ dann besonders abnorme oder gar grausliche Szenen. Und dann gibt es Menschen, die aus falsch verstandener Libertinage handeln und schließlich in eine sich selbst bestätigende Gewohnheit hinein kommen.”

Auch innerhalb der einzelnen Untergruppen existieren laut Rotraud Perner Skalierungen: “‘Echte Pädophile’ sind oft auch nur schwärmerisch. Die klicken harmlose Bilder an, aber wenn sie weiter tun, kommen sie regelmäßig auf pornografisches Material. ‘Pädosexuelle’ wollen sexuelle Szenen. ‘Pädokriminelle’ wollen damit Geld verdienen.” Relativ viele Männer seien auch sexuell neugierig und würden so in Richtung ‘neuer’ Sensationen driften.

Ganz klar sei, dass es Gesetze gebe, die man einfach zu befolgen habe, so Perner. Menschen, die pädophile Neigungen verspürten, rät die Expertin zu einer Therapie: “Es wäre schön, wenn Betroffene sagen würden: ‘Gehen wir auf die Suche nach unserer Seele’. Legt man nämlich diese Urszene frei, kann der Betroffene lernen, damit umzugehen.” Freilich, zumeist würden Therapien aber quasi unter der Drohung des Strafrechts ablaufen, was nicht wirklich motivierend sei.

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