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Pädagogen diagnostizieren Personalnotstand in Wiens Kindergärten

Die Plattform "EduCare", ein Zusammenschluss von Pädagogen und Vertretern diverser Bildungseinrichtungen, diagnostiziert einen akuten Personalmangel in Wiens Kindergärten und fordert Gegenstrategien seitens der Politik.

Als zwischenzeitliche Lösung schlug Sprecherin Heidemarie Lex-Nalis bei einer Pressekonferenz am Mittwoch die Einstellung “pädagogischer Assistenten” vor. Außerdem forderte sie die Akademisierung der Ausbildung für Kindergärtner.

Einer der Hauptgründe für den aktuellen Mangel liege im derzeitigen Ausbildungssystem, hieß es. So müsse man sich bereits mit 14 Jahren für die Einschreibung an einer BAKIP (Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik) entscheiden, was eindeutig zu früh für einen derart verantwortungsvollen Beruf sei. “Außerdem kommt die Praxis in der Ausbildung viel zu kurz”, so Lex-Nalis.

Deshalb würden rund 50 Prozent der Absolventen erkennen, dass sie den im Beruf gestellten Ansprüchen nicht gerecht werden, so die Sprecherin der Plattform. Andere wiederum würden sich nur für eine halbtätige Beschäftigung im Kindergarten entscheiden, um nebenbei studieren zu können.

Zu diesen Personalabgängen kämen auch noch aktuelle politische Maßnahmen, die die Situation verschärften. Als Beispiele nannte Lex-Nalis etwa den Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen für Unter-Dreijährige sowie die verstärkte sprachliche Frühförderung im letzten Kindergartenjahr. Diesen an sich begrüßenswerten Initiativen müsste aber auch eine Aufstockung der Betreuungskräfte folgen. “Vor allem das Bildungs- und Wissenschaftsministerium ist hier gefragt”, meinte Lex-Nalis.

Wie viele Pädagogen in Wien nun genau fehlten, konnten die Vertreter der Plattform nicht sagen. Allerdings würden die genannten Neuerungen allein schon rund 200 zusätzliche Kindergärtner erfordern, hieß es. Um Engpässe vorübergehend zu überbrücken, sollten laut “EduCare” “pädagogische Assistenten”, etwa qualifizierte Wiedereinsteiger aus anderen Berufssparten, in kurzfristigen Lehrgängen ausgebildet und eingesetzt werden.

Die Kosten dafür solle der Bund übernehmen, so Lex-Nalis. Diese Sofortmaßnahme habe sich bereits in den 1990er-Jahren bewährt, als die BAKIP-Ausbildung von vier auf fünf Jahre erweitert wurde und dadurch ein Jahr lang keine Absolventen zur Verfügung standen.

Zudem forderte die Plattform die Akademisierung der Kindergärtner-Ausbildung, wie sie im EU-Raum längst üblich sei. Dies würde nicht nur zu einer höheren Qualifikation der Pädagogen führen, sondern das Personal auch länger halten, weil die Entscheidung für eine Ausbildung auf Hochschulebene bewusster getroffen werde.

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