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Passagiermaschine über der Ostukraine abgestürzt

295 Menschen waren an Bord der Maschine
295 Menschen waren an Bord der Maschine
Im Osten der Ukraine ist am Donnerstag eine Passagiermaschine der Malaysia Airlines mit 298 Menschen an Bord abgestürzt und in umkämpftem Gebiet zerschellt. Regierungstruppen und Separatisten beschuldigen sich gegenseitig, den Jet abgeschossen zu haben. Die malaysische Regierung wollte Berichte über einen möglichen Abschuss zunächst nicht bestätigen.


Unter den insgesamt 298 Insassen haben sich 154 Niederländer, 27 Australier und mindestens vier Deutsche befunden. Unter den Opfern waren außerdem 23 Malaysier, elf Indonesier, sechs Briten, vier Belgier, drei Filipinos und ein Kanadier. Das teilte ein Vertreter der Fluggesellschaft Malaysia Airlines am Donnerstag am Amsterdamer Flughafen Schiphol mit.

Die Linienmaschine war in einem von prorussischen Separatisten kontrollierten Gebiet der ostukrainischen Unruheregion Donezk abgestürzt. In Kiew sprach Präsident Petro Poroschenko von einem “terroristischen Akt” und warf den Separatisten vor, die Boeing 777-200 des Flugs MH 017 der Malaysia Airlines abgeschossen zu haben – wie zuletzt mehrere ukrainische Militärflugzeuge. Die ukrainische Luftwaffe habe mit der Tragödie nichts zu tun, teilte er mit. Poroschenko ordnete umgehend die Bildung einer Untersuchungskommission an. “Wir sind überzeugt, dass die Verantwortlichen für diese Tragödie zur Verantwortung gezogen werden.”

Laut US-Vizepräsident Joe Biden war der Absturz der Air-Malaysia-Maschine offensichtlich kein Unfall. Der Passagierjet sei vom Himmel heruntergeschossen worden, sagte Bilden am Donnerstag bei einer Rede in Detroit. Für die USA habe die Angelegenheit höchste Priorität da auch US-Bürger an Bord gewesen sein könnten. Der Abschuss habe eine “gravierende Situation” geschaffen, viele Fragen seien offen.

Nach Einschätzung des US-Geheimdienstes wurde der Abschuss durch eine Rakete verursacht, berichtete die “Washington Post” am Donnerstag. Weitere Angaben machte der namentlich ungenannte Geheimdienstbeamte den Angaben zufolge nicht. Der Absturz habe sich über dem Unruhegebiet der Ostukraine ereignet. Es werde einige Zeit dauern, um zu erfahren, wer verantwortlich sei.

Kremlchef Wladimir Putin hat unterdessen der Ukraine die Verantwortung für den Absturz des malaysischen Passagierflugzeuges im Osten des Landes zugeschrieben. Die schreckliche Tragödie wäre nicht passiert, wenn es in der Ostukraine keinen Krieg gebe, sagte Putin am späten Donnerstagabend bei Moskau. In einer ersten Reaktion hatte Putin der malaysischen Regierung sein Beileid übermittelt. Er sei traurig über die “Katastrophe über dem Territorium der Ukraine, die so viele Menschenopfer gekostet habe”, schrieb Putin in einem vom Kreml veröffentlichten Telegramm.

In einem Telefonat mit US-Präsident Barack Obama, in dem eigentlich über die neuesten Sanktionen gegen Russland gesprochen wurde, informierte der russische Präsident seinen US-Amtskollegen über das Unglück in der Ukraine. Obama bot “jegliche Unterstützung” bei der Aufklärung des Vorfalls an. Großbritanniens Premier David Cameron zeigte sich tief bestürzt, ebenso wie der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte, der seine Auslandsreise abbrach. Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) drückte sein Mitgefühl für die Angehörigen der Opfer aus und forderte “rasch vollständige Aufklärung”. Ähnlich äußerte sich die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton. Es müsse freien Zugang zu der Absturzstelle geben.

Die Maschine auf dem Weg von Amsterdam nach Kuala Lumpur sei auf einer Flughöhe von 10.000 Metern von einer Flugabwehrrakete abgeschossen worden, sagte Anton Geraschtschenko, Berater des ukrainischen Innenministeriums, nach Angaben der russischen Agentur Ria Nowosti.

Die Boeing 777 hatte Amsterdam um 12.15 Uhr Ortszeit verlassen und sollte Freitagfrüh um 6.10 Uhr malaysischer Ortszeit in Kuala Lumpur ankommen. “Malaysia Airlines bestätigt, dass sie von der ukrainischen Luftraumüberwachung informiert wurde, dass der Kontakt mit Flug MH17 um 14.15 (GMT) etwa 30 Kilometer vom Tamak-Wegpunkt verloren ging, etwa 50 Kilometer vor der russisch-ukrainischen Grenze”, teilte die Fluggesellschaft über Facebook mit. Malaysia trauert noch immer um die Opfer von Unglücksflug MH 370, der seit dem Start in Kuala Lumpur im März mit 239 Menschen an Bord verschollen ist.

Die AUA reagierte umgehend auf den Vorfall und umfliegt ab sofort den ostukrainischen Luftraum. Das betrifft die Langstreckenflüge nach Tokio, Bangkok und Neu Delhi, sagte ein AUA-Sprecher auf Anfrage der APA. Die AUA fliegt planmäßig vier Destinationen in der Westukraine an. Am Donnerstag seien keine Flüge mehr am Programm und aus aktueller Sicht ist geplant, die Verbindungen am Freitag durchzuführen. In die Ostukraine hat die AUA keine Flüge. Auch die AUA-Mutter Lufthansa, die französische Fluggesellschaft Air France und die Swiss umfliegen die Ostukraine. Eine Sperre des ukrainischen Luftraumes ist derzeit aber nicht geplant.

Mit dem Absturz des Passagierflugzeugs wird sich auch der UN-Sicherheitsrat befassen. Die Briten haben am Donnerstag eine Sondersitzung des mächtigsten Gremiums der Vereinten Nationen beantragt, wie aus Diplomatenkreisen in New York verlautete. Ruanda, das in diesem Monat dem Rat vorsitzt, hatte bereits Zustimmung signalisiert, aber zunächst keinen Termin festgelegt. Dem Vernehmen nach sollte sich der Sicherheitsrat am Freitagnachmittag (Ortszeit, 21 Uhr MESZ) mit dem Thema befassen.

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