Tanzi gilt als Drahtzieher des größten Finanzskandals in Europa seit der Nachkriegszeit. Er erschien mit einer Stunde Verspätung vor den Richtern. Die Verhandlung wurde auf den 2. Dezember vertagt. Dem Unternehmensgründer, der wegen der Pleite des Milchproduzenten 2004 drei Monate in Untersuchungshaft und zwei Monate unter Hausarrest verbracht hatte, werden unter anderem betrügerischer Konkurs und Bilanzfälschung vorgeworfen.
Der Großunternehmer weigerte sich vor Prozessbeginn auf Fragen der zahlreichen Journalisten zu antworten und saß schweigend auf der Angeklagtenbank zwischen seinen Rechtsanwälten. Diese versicherten, dass Tanzi auch bei den nächsten Gerichtsverhandlungen anwesend sein werde. Mit Tanzi sind auch 18 führende Manager des italienischen Zweigs der Bank of America und des Wirtschaftsprüfungsunternehmens Deloitte & Touche sowie eine Nichte des Großunternehmers angeklagt.
Gruppen von Investoren, die wegen der Parmalat-Pleite ihre ganzen Ersparnisse verloren haben, versammelten sich vor dem Mailänder Justizpalast. Sie skandierten Slogans gegen Tanzi und die ehemalige Parmalat-Führung. Rund 135.000 geprellte Parmalat-Investoren hatten wegen des Finanzskandals Schäden in Millionenhöhe erlitten.
Tanzi sowie seine Ex-Finanzdirektoren Fausto Tonna und Luciano Del Soldato drängen auf ein Schnellverfahren, bei dem sie ein Recht auf Strafbegünstigungen hätten. Dank ihrer Zusammenarbeit mit der Justiz zur Klärung des größten Finanzskandals im italienischen Wirtschaftssystem hoffen sie auf ein milderes Urteil. Ihnen drohen jedoch laut italienischen Experten bis zu 15 Jahren Haft.