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Parmalat-Manager Bonici bleibt in U-Haft

Der am Freitag verhaftete Chef von Parmalat Venezuela, Giovanni Bonici, bleibt weiterhin in Untersuchungshaft. Dies entschied ein Untersuchungsrichter in Parma.

Der Richter lehnte einen Antrag der Rechtsanwälte des Managers ab, die Hausarrest für ihren Mandanten gefordert hatten. Der Richter geht davon aus, dass Bonici flüchten, oder für die Untersuchung wichtige Beweise vernichten könnte, sollte er freigelassen werden. Bonici hatte sich am Freitag gestellt. Parmalat Venezuela ist eine Tochtergesellschaft des insolventen Nahrungsmittelgiganten Parmalat.

„Ich unterzeichnete Dokumente, die man mir aus der Zentrale in Parma schickte, von Bilanzfälschungen und Betrügereien wusste sich nichts“, versicherte der 36 Jahre alte Bonici, angeblich Drahtzieher von Parmalats Geschäften in Lateinamerika.

Am kommenden Donnerstag soll ein Untersuchungsrichter in Mailand auch entscheiden, ob Parmalats Ex-Chef Calisto Tanzi unter Hausarrest gestellt werden soll. Der Firmengründer des Nahrungsmittelkonzerns befindet sich seit zwei Wochen in Mailand in Untersuchungshaft. Tanzi hatte vor einem Monat die Führung seines Konzerns Bondi überlassen. Von der Parmalat-Pleite sind rund 100.000 Investoren betroffen. Parmalat ist in Österreich mit einer Sperrminorität von 25 Prozent plus einer Aktie an der NÖM beteiligt.

Die Ermittlungen um die undurchsichtigen Hintergründe der Parmalat-Insolvenz laufen auf Hochtouren. Der Ex-Funktionär der Bank of America, Luca Sala, der am Donnerstag verhaftet worden war, beteuerte seine Unschuld. „Ich bin wie die Bank of America auch ein Opfer von Tanzis Betrug“, sagte der Manager nach Angaben der italienischen Tagezeitung „La Repubblica“ (Samstagsausgabe). Am Freitag waren Bankkonten und Besitztümer mehrerer verdächtigter Top Manager von Parmalat beschlagnahmt worden.

„Wenn man aber einen Kunden wie Parmalat hat, der all das Geld hereinbringt und Geschäftsbereiche weltweit hat, fragt man nicht genau danach, die Bank-Angaben vorzuzeigen“, sagte Sala der Zeitung. Sala verließ die Bank of America im vergangenen Jahr, um als Berater für Parmalat zu arbeiten. Er wies in dem Interview Vorwürfe zurück, er habe mit Parmalat-Vertretern zusammengearbeitet, um den Preis der Wertpapiere des Konzerns zu stützen, obwohl er Kenntnis über den Zustand der Finanzen gehabt habe. „Was wahr ist, ist, dass sie mich ausgetrickst haben.“

Zur Finanzlage der Parmalat-Gruppe hat die vom Staatskommissar Enrico Bondi beauftragte Buchprüfungsgesellschaft Price Waterhouse inzwischen einen ersten Bericht vorgelegt, in dem Indiskretionen zufolge von 10 Milliarden Euro Schulden die Rede sein soll. Bondi hat versprochen, bis Ende Jänner seinen Sanierungsplan für den Lebensmittelkonzern vorzustellen. Bis dahin jedoch dürfte er nicht mehr als eine reine Auflistung der Aktiva und Passiva des insolventen Konzerns in den Händen haben.

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