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Parmalat: Ermittler suchen Geheimkonten

Die italienischen Ermittler, die die Insolvenz des Nahrungsmittel-konzerns untersuchen, suchen nach einem Geheimkonto auf Malta, auf dem 250 Millionen Euro gelandet sein könnten.

Das Geld war 2001 nach der Emission eines Parmalat-Bonds im Wert von 500 Millionen Euro verschwunden, berichteten italienische Medien am Samstag. Bankkonten des Parmalat-Firmengründers Calisto Tanzi werden auch in Ecuador gesucht. Tanzis Rechtsanwalt Fabio Belloni hatte jedoch am Freitag bestritten, dass ein „Geheimschatz” Parmalats im Ausland versteckt sei.

Auch der mit der Parmalat-Sanierung beauftragte Sonderkommissar Enrico Bondi arbeitet auf Hochtouren. Er setzte eine auf Konkursverfahren spezialisierte Rechtsanwaltskanzlei in New York ein, um Parmalat vor den Gläubigern zu retten. Die Rechtsanwaltskanzlei „Weil Gotshal and Manges” hatte bereits skandalumwitterte Großkonzerne wie Enron und Worldcom verteidigt. Bondi beauftragte die prestigereiche Rechtsanwaltskanzlei, da mehrere nordamerikanische Investoren, die wegen der Parmalat-Pleite enorme Verluste erlitten haben, rechtliche Schritte gegen den italienischen Nahrungsmittelkonzern planen.

Der Druck der von der Parmalat-Insolvenz beschädigten Investoren wird immer stärker. Dutzende von Personen bestürmten in den letzten Tagen die Banken von Collecchio bei Parma, dem Sitz von Parmalat, und verlangten ihre Kredite zurück. Es handelt sich vor allem um Milchlieferanten und Angestellte Parmalats. „In Collecchio ist es zu Panikreaktionen wie nach der Krise in Argentinien gekommen”, berichteten lokale Medien.

In dieser schwierigen Situation richtete die Staatsanwaltschaft von Mailand eine Web-Seite ein, auf der Investoren ihre Klagen gegen Parmalat einreichen können. Die Investoren werden aufgefordert, Details über die Parmalat-Anleihen oder Aktien zu liefern, die in ihrem Besitz sind. Hunderte von Investoren hatten in den vergangenen Tagen gegen Parmalat eine Klage wegen Betrugs eingereicht. Die Parmalat-Insolvenz betraf laut Medienberichten zirka 100.000 Personen.

Die Familie des seit einer Woche inhaftierten Firmengründers Tanzi drängt, dass der Industrielle auf Hausarrest gesetzt wird. Sie befürchten, dass der stark deprimierte Großunternehmer einen weiteren Herzinfarkt wie bereits im Jahr 1999 erleiden könnte. Ein Arzt des Mailänder Gerichts hatte Tanzi am Freitag untersucht. Kommende Woche soll über seine Enthaftung entschieden werden.

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