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Parmalat am Abgrund

Die EU-Kommission hat Italien aufgefordert, mögliche Hilfen für den von der Pleite bedrohten Lebensmittelkonzern Parmalat anzumelden.

„Wenn die Regierung eingreifen will, muss sie dies in enger Zusammenarbeit mit der europäischen Kommission tun”, sagte ein Kommissionssprecher am Montag in Brüssel. Die Behörde sei zuversichtlich, dass Italien die Vorgaben der EU-Verträge einhalten werde, sollte es tatsächlich so weit kommen.

Möglich sind demnach etwa kurzzeitige Überbrückungskredite, um einen Konkurs abzuwenden, während ein Sanierungsplan erarbeitet werde. Solche Kredite müssten mit Zinsen zurückgezahlt werden.

Überschuldung laut Presseberichten noch viel grösser

Parmalat hatte Ende vergangener Woche ein Finanzloch von knapp vier Mrd. Euro zugegeben, das in den Büchern der auf den Cayman- Inseln angesiedelten Tochter Bonlat entdeckt wurde. Nach Presseberichten könnte sich der tatsächliche Fehlbetrag auf bis zu zehn Mrd. Euro belaufen.

Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi hatte am Samstag gesagt, die Regierung könne dem Unternehmen zu Hilfe kommen, um Arbeitsplätze zu retten.

 

Dementi von Nestlé

Nicht an Parmalat interessiert ist Nestlé. Der Nahrungsmittelmulti mit Sitz in Vevey hat entsprechende Berichte der Schweizer Sonntagspresse als falsch bezeichnet.

Unterdessen kommen die Ermittlungen gegen die Parmalat- Verantwortlichen voran. Der Staatsanwalt von Mailand, Angelo Curto, sagte, die Dokumentenfälschungen zur Schönung der Parmalat- Gruppenbilanz seien „offensichtlich”.

„Seitdem die Strafen für das Vergehen der Bilanzfälschung stark reduziert worden sind, denken viele Firmen, sie können tun was sie wollen”, kritisierte der Staatsanwalt. Das genaue Ausmass des Bilanzskandals bei Parmalat wollte er vorerst noch nicht beziffern.

Notiz: Am Nachmittag will Parmalat-Chef Bondi nach Informationen aus Regierungskreisen Industrieminister Antonio Marzano treffen. Sie erhalten je nach Entwicklung eine Neufassung dieser Meldung

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