Parlamentswahlen in Serbien
Nach übereinstimmenden, Hochrechnungen erreichte sie 82 der 250 Mandate im Parlament.
SRS, die Partei des als Kriegsverbrecher angeklagten Vojislav Seselj erhielt demnach 27,5 Prozent der Stimmen. Trotz ihres Wahlsieges fehlen irh aber notwendige Koalitionspartner für eine Regierungsmehrheit. Vertreter der reformorientierten Parteien im zukünftigen Parlament haben sich bereits gegen eine Koalition mit der SRS ausgesprochen.
Zweitstärkste politische Kraft mit 53 Mandaten wurde die national-konservative Demokratische Partei Serbiens (DSS) des früheren jugoslawischen Präsidenten Vojislav Kostunica. Den dritten Platz belegt mit 37 Abgeordneten die bisher regierende Demokratische Partei (DS) des ermordeten Ministerpräsidenten Zoran Djindjic.
Die drei Reformparteien vereinigen damit rund 42 Prozent der Stimmen auf sich. Sie haben zwar 124 der insgesamt 250 Mandate errungen, die absolute Mehrheit aber sehr wahrscheinlich verfehlt.
Politische Beobachter erwarteten, dass sich die demokratischen Parteien auf eine Koalition einigen. Diese werde allerdings nicht weniger heterogen sein wie das bisherige DOS-Kabinett, das aus 17 politischen Parteien bestand.
Milosevic im Parlament
Die Fünf-Prozent-Klausel zum Einzug in die Volksvertretung schafften auch die Expertenpartei G 17 Plus mit 34 Mandaten, die monarchistische Koalition SPO-NS (23 Mandate) und die Sozialisten des wegen Kriegsverbrechen vom UNO-Tribunal angeklagten ehemaligen jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic (21 Mandate).
Milosevic und Seselj schafften als Listenführer den formellen Einzug ins Parlament. Doch selbst die Führungen ihrer Parteien rechnen nicht damit, dass die beiden ihre Plätze einnehmen können. Seselj hat seinen Platz, wird aber kein Abgeordneter, sagte Tomislav Nikolic, sein Stellvertreter.
Die meisten der 18 Mitglieder der bisher regierende Koalition DOS haben den Einzug in die Volksvertretung nicht geschafft. Auch die ungarische und albanische Volksgruppe werden im Parlament nicht vertreten sein. Die Albaner im Süden Serbiens haben die Wahl boykottiert und die Ungarn scheiterten an der Fünf-Prozent-Klausel.
Baldige Gespräche
Spitzenpolitiker der demokratischen Parteien haben sich unmittelbar nach Bekanntwerden des Wahlergebnisses für baldige Gespräche über eine Regierungsbildung ausgesprochen.
Der Belgrader Soziologe Vladimir Goati appellierte zuvor an diese Parteien, trotz ihrer tiefen Zerstrittenheit gemeinsam die neue Regierung zu bilden. Im anderen Fall drohten Neuwahlen mit einer weiteren Radikalisierung der Wähler.